Joe Kaeser ergreift Partei für Carola Rackete

Seenotrettung

Joe Kaeser ergreift Partei für die Kapitänin Carola Rackete. Sie rettete am Samstag 40 Migranten, indem sie entgegen des italienischen Rechts mit ihrem Schiff, der „Sea-Watch-3“, in den Hafen von Lampedusa einlief. Die Polizei verhaftete sie daraufhin. Kaeser kritisiert das auf Twitter. Menschen, die Leben retteten, sollten nicht verhaftet werden, meint der Siemens-CEO. Reinhard Sprenger, Philosoph und Berater, kritisiert ihn im Interview mit der Wirtschaftswoche für die Meinungsäußerung.

People who save lives should not be arrested. People who kill, seed and foster hate and harm should be. https://t.co/RHgDzcY2bD

— Joe Kaeser (@JoeKaeser) 30. Juni 2019

Im Interview sagt Sprenger: „Wir haben im Wirtschaftssystem nur einen zentralen Wert: den Kunden, der in freier Entscheidung und unter Einhaltung der Gesetze für unsere Produkte und Dienstleistungen zahlt oder nicht zahlt – alles andere muss man den Kirchen überlassen.“ Stellung in gesellschaftlichen Fragen beziehen dürfe ein Wirtschaftsvertreter daher nicht. Die Kommunikationsabteilung von Siemens widerspricht dieser Einschätzung: „Wir haben das Interview von Herrn Sprenger über unser Issue Monitoring gesehen, sind grundsätzlich aber anderer Meinung. Es geht nicht um einen einzelnen Tweet und auch nicht um die Frage, ob ein CEO oder Unternehmens-Chef sich in Sozialen Medien äußern sollte. Vielmehr geht es um die sehr grundsätzliche Frage, wie politisch kann, soll oder muss ein Unternehmenslenker heutzutage sein“, sagt Robin Zimmermann, Pressesprecher von Siemens.

“Ein CEO darf politisch sein”

Siemens sei der Meinung, „ein CEO muss manchmal sogar explizit politisch sein.“ Und das aus zwei Gründen. Zum einen lebten auch Manager nicht in einer Filterblase und seien daher „politisch denkende Menschen mit einem Interesse daran, Vorgänge in unserem Gemeinwesen, positive wie negative, in der Öffentlichkeit anzusprechen.“ Zum anderen gestalteten Unternehmen Gesellschaften durch ihre Entscheidungen mit. „Aus diesem Politikverständnis erwächst eine erhebliche Mitverantwortung für das, was um die Unternehmen herum passiert.“

Siemens-Chef Joe Kaeser selbst hat sich bereits 2018 zur Frage geäußert, wie politisch ein CEO sein dürfe. Auf Linkedin schreibt er: „Ein CEO kann, darf, soll politisch sein. Manchmal muss er sogar politisch sein, wie ich finde.“

pressesprecher hat sich diese Frage ebenfalls gestellt und kommentiert das Sprenger-Interview und den Kaeser-Tweet.

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