Die Print-Branche erodiert weiter

Berliner Verlag verkauft

DuMont verkauft den Berliner Verlag an das Berliner Unternehmerpaar Silke und Holger Friedrich. Berliner Zeitung, Berliner Kurier, Berliner Abendblatt, die Digitalangebote, Corporate Publisher mdsCreative und die Zeitungsdruckerei wechseln damit den Besitzer, wie DuMont mitteilt. Vor zehn Jahren sind die Kölner in den Berliner Zeitungsmarkt eingestiegen. Damals soll der 2009 verstorbene Verleger Alfred Neven DuMont einen dreistelligen Millionenbetrag für die Titel bezahlt haben. Die jetzige Kaufsumme dürfte weit darunter liegen. 

Unternehmerpaar wird zum Verlegerpaar

Silke und Holger Friedrich waren bisher nicht in der Medienbranche aktiv. Öffentlich in Erscheinung getreten ist das Paar bei der Finanzierung und Leitung einer Privatschule, der Berlin Metropolitan School. Silke Friedrich beschreibt den Kauf des Berliner Verlags als “zivilgesellschaftliches Engagement in bewegten Zeiten”. Die Unternehmer wollen die Titel digital weiterentwickeln. Dass Unternehmer zu Verlegern werden, ist nicht neu. 2013 übernahm beispielsweise Amazon-Chef Jeff Bezos die Washington Post, mittlerweile eine profitable Zeitung.

DuMont plant, sich bis Ende des Jahres von seinen übrigen Regionalzeitungen zu trennen. Bereits im Juli kündigte CEO Christoph Bauer neue Informationen für den September an. Die Madsack-Gruppe und der Münchner Verleger Dirk Ippen sollen kein Interesse an den Titeln haben. Auch Funke hat offiziell abgesagt. 

Funkes Zeitungsgeschäft vor ungelösten Problemen

Das Essener Medienunternehmen sieht sich mit gewaltigen Herausforderungen im Zeitungsbereich konfrontiert: Die Werbeerlöse sinken schneller als erwartet, mancherorts rechnet sich die Zustellung kaum noch. Beim Ziel, überregionale Inhalte der Berliner Zentralredaktion von Funke an andere Medienhäuser zu verkaufen, tritt die Firma auf der Stelle.

Horizont berichtete, dass Ove Saffe, Konzerngeschäftsführer für den Zeitungsbereich, seinen Posten räumen soll. Saffe, der seit 2015 für Funke arbeitet, ist unter anderem für die WAZ, die Westfälische Rundschau, die Braunschweiger Zeitung und die Thüringer Allgemeine verantwortlich. Der Aufsichtsrat habe einstimmig beschlossen, ihn abzulösen. 

Entlassungswelle bei Springer?

Auch bei Axel Springer werden sich Mitarbeiter nach dem Einstieg des Finanzinvestors KKR einen neuen Job suchen müssen. Die Belegschaft befürchtet einen Abbau von 1.000 bis 2.000 Stellen. Das entspricht mehr als zehn Prozent aller konzernweit Angestellten. Allein der Bild drohe eine Verkleinerung der Redaktion um 20 Prozent. Noch einschneidender solle der Personalabbau bei der Welt-Gruppe sein. Es wird befürchtet, dass dadurch die Qualität weiter abnimmt und sich der Auflagenverfall so beschleunigt.

Springer-Chef Mathias Döpfner betont in einem Interview mit der Süddeutschen zwar, dass der geplante Stellenabbau “eher die Häuptlinge als die Indianer treffen” soll. Hendrik Zörner, Pressesprecher des DJV, hält solche Ankündigungen allerdings für unglaubwürdig. “Warum nur beruhigen solche Aussagen die Springer-Mitarbeiter nicht? Wahrscheinlich deshalb, weil es bei der ‘Bild’ keine 20 Prozent Häuptlinge gibt”, schreibt Zörner im DJV-Blog.

 

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