Zwischen Marketing, Vertrieb und Pressearbeit

Herr Stünkel, seit 2013 verantworten Sie als Head of International Sales & Communications bei Contitech die Internationale Vertriebsorganisation sowie den Bereich Communications & Marketing. Was kann man sich darunter vorstellen?

Contitech besteht aus einer großen Zahl selbstständiger Einheiten, vergleichbar mit mittelständischen Betrieben unter dem Mantel einer Holding. In meiner Zentralfunktion übernehme ich bestimmte Aktivitäten, die diese Betriebe nicht leisten können. Grenzen zu ziehen, fällt hier schwer. Manche Geschäftsbereiche überlassen uns den Vertrieb oder auch Kommunikations- und Marketingfunktionen, teilweise sind sie aber auch umfangreich selbst organisiert.

Das ist ein weites Aufgabenfeld. Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag dadurch verändert?

Das Tagesgeschäft ist deutlich umfassender geworden. Es steckt sehr viel Detailarbeit darin: Branding, externe, interne und interkulturelle Kommunikation, Webreporting und dann natürlich die Messen. Das ist ein riesiger Bereich, für den ich vorher nicht zuständig war, den ich aber mit Freude übernommen habe.

Welche Auswirkungen hat die Verantwortung in einer Hand?

Wir haben in der Praxis festgestellt, dass es zwischen den Bereichen Marketing, internationaler Vertrieb und Pressearbeit viele Synergien gibt. Es ist geschickt, alles unter einem Dach zu beherbergen. Jetzt fällt es uns viel leichter,  mit einer Stimme zu sprechen.

Wie eng sind Vertrieb, Kommunikation und Marketing miteinander verwandt?

Sehr eng. Bei uns ist der Bereich aber auch überschaubarer als bei vielen anderen großen Unternehmen. Wir agieren hauptsächlich im B2B-Geschäft, haben also weniger Kontakt zu Endkunden. Unsere Journalistenkontakte bestehen überwiegend aus Fachmedien.

Und wie sieht die Zusammenarbeit aus?

Wir besprechen eigentlich alles im Team, von der Katalog-Frontseite bis hin zum Messestand. Wir überlegen auch, in welche Länder wir gehen könnten. Eine Fabrik irgendwo hinzustellen, ist technisch gesehen kein Problem. Die Frage ist, wie man in den Markt hineinkommt. Da bedarf es einer speziellen Kommunikationsstrategie. Neuland betreten, Märkte ausbauen – das ist bei uns ein klassischer Bereich, in dem sowohl Vertrieb als auch Kommunikation eine große Rolle spielen.

Fühlen Sie sich in erster Linie als Vertriebler oder als Kommunikator?

Tatsächlich bin ich von Haus aus Maschinenbauingenieur. Von der Entwicklungsabteilung bin ich in den technischen Vertrieb gegangen. Ich gehe praktisch an die Dinge ran, immer mit den Fragen im Hinterkopf „Was würde mich als Kunde interessieren? Braucht man das Produkt wirklich?“ In diese Richtung möchte ich auch die Kommunikation lenken. Ich versuche, den Kunden zu begeistern – ein wichtiges Element der Kommunikation.

Das heißt, es ist möglich, sich in beiden Disziplinen zu Hause zu fühlen?

Schon. Dabei soll es aber nicht so aussehen wie „der macht ja beides mal eben mit“. Man kann die Aufgaben in gewissen Grenzen gleichzeitig ausüben, aber man braucht ein gut aufgestelltes Team dahinter. Wer nur ein gutes Produkt hat, ist nicht zwangsläufig erfolgreich. Wichtig ist eine Vertriebsstrategie, die darüber hinausgehende Services mit einbindet. Außerdem ist eine gute Kommunikation notwendig. Man muss eine Beziehung zu den Kunden aufbauen. Auch wer auf dem Flohmarkt eine alte Kaffeekanne verkaufen möchte, wird schnell merken, dass dies mit einem freundlichen Gesicht und guter Stimmung leichter und schneller geht.

 

Zur Person:

Nach 13 Jahren als ­Leiter­ International Sales Organization beim Kunststofftechnologie­unternehmen Contitech hat sich das Aufgabenfeld von Frank Stünkel (56) im vergangenen Jahr erweitert.

Kommunikation und ihre Nachbardisziplinen

  

Lesen Sie den ersten Teil unserer Serie: Carola Erlewein, Leiterin der Marketingkommunikation bei BMW Deutschland, über das Verhältnis ihrer Abteilung zur PR.

 

In Teil 3 spricht Robindro Ullah über seine Schnittstellenfunktion zwischen Personal- und Kommunikationsabteilung beim Technologiekonzern Voith.

 

Im vierten Teil: Ingrid Herzog im Interview über die enge Abstimmung von Public Affairs und PR bei Boehringer Ingelheim.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe PR und die "bösen" Stiefgeschwister. Das Heft können Sie hier bestellen.

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