Werden Geschäftsberichte gelesen?

90 Prozent der Analysten, institutionellen Investoren und Privataktionäre nutzen Geschäftsberichte als Basis für ihre Empfehlungen sowie  Kauf- und Verkaufsentscheidungen. Das ergab eine Studie von wirDesign.

Die gute Nachricht ist, kein einziges Kapitel der Geschäftsberichte wird als redundant empfunden. Die Befragten gaben an, dass die Berichte auch herangezogen werden, um den Ruf eines Unternehmens einzuschätzen. Der erste Blick fällt natürlich immer auf die Kennzahlen. Die schlechte Nachricht lautet, die Mehrheit der Befragten vermisst noch wichtige Informationen.

Es fehlen noch wichtige Details

Mehr Inhalt wünschen sich die Befragten vor allem im Wirtschaftsbericht, bei den Grundlagen des Konzerns und im Prognose-, Chancen- und Risikobericht. Laut Studie fehlen der Mehrheit (55 Prozent) relevante Details: Beispielsweise der Vergleich mit Wettbewerbern (97 Prozent) oder die Gegenüberstellung der Prognosen mit der tatsächlichen Geschäftsentwicklung (87 Prozent). Die Mehrheit der Studienteilnehmer wünscht sich eine intensivere Berichterstattung zu den Themen „Strategie“ sowie „Chancen und Risiken“.

Um Aspekte wie den Vergleich mit Wettbewerbern hinzuzufügen, müssten die Unternehmen zunächst individuelle, nachvollziehbare Definitionen entwickeln und umsetzen. Aus dem Wunsch, die Strategie stärker zu berücksichtigten, dürften sich laut Studienautoren inhaltliche Chancen für den „Kürteil“ ergeben.

Die Jüngeren unter den Befragten lesen übrigens sehr gern die Imageseiten: Hier gilt es also mit dem Vorwort des Vorstands und den Bericht des Aufsichtsrats zu punkten. Sämtliche Ziel- und Altersgruppen würden sich außerdem über mehr Informationsgrafiken freuen.

Papierrascheln oder digital?

Am liebsten wird der gedruckte Geschäftsbericht gelesen. Er sei am übersichtlichsten und werde sogar mehrmals jährlich gelesen.

Auf dem zweiten Platz landet das PDF-Format, das wegen seiner schnellen Verfügbarkeit und der Suchfunktion besticht. Dennoch gebe es dort auch Verbesserungswünsche, was die Struktur betrifft.

An dritter Stelle folgt der Online-Geschäftsbericht. Die klare Navigation ist für die Studienteilnehmer mit Abstand wichtigster Vorzug. Außerdem schätzen sie zusätzliche Service-Funktionen und Verlinkungen, die das Suchen, Vergleichen und Gegenüberstellen von Inhalten erleichtern. Durchsetzen konnte sich dieses Format bislang jedoch nicht.

Zur Studie

Für die Studie hat wirDesign vier Zielgruppen befragt: Privataktionäre, institutionelle Investoren, Finanz- und Wirtschaftsjournalisten sowie Analysten. Die Studie entstand in Zusammenarbeit mit dem SDAX-Unternehmen Deutsche Beteiligungs AG und dem MDAX-Unternehmen Deutsche Euroshop AG.

Und wie steht es um die sprachliche Seite des Geschäftsberichts? pressesprecher hat mit Professor Rudi Keller, dem langjährigen Sprach-Juror für das “Manager Magazin”-Ranking “Der beste Geschäftsbericht” gesprochen.

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