Wenn Compliance und Werte Hand in Hand gehen

Interne Kommunikation

Nicht nur die Frage nach dem Sinn des eigenen Tuns wird in den Unternehmen zunehmend lauter. Auch die Themen Werteorientierung, Integrität und Vertrauen beschäftigen aktuell die Strategie-, HR- und Kommunikationsabteilungen. Erleben wir damit einen Gegentrend zur gesellschaftlichen Entwicklung, die schnelllebiger, unverbindlicher und oft wertefreier wird? Ist Integrität die Basis eines Wertegerüstes, das Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in ihrem täglichen Handeln künftig wieder mehr Halt und Orientierung geben kann?

Wir alle haben in den letzten Jahren erlebt, wie hohe Zielvorgaben und Druck in Kombination mit mangelnder Fehlerkultur in Unternehmen dazu führen können, dass Regeln gebrochen werden und die klassische Compliance an ihre natürlichen Grenzen stößt.

Als Antwort bei Themen wie Haltung, Werten und Mut anzusetzen – und damit ganz direkt bei den Menschen – ist ein fast selbstverständlicher Schritt. Doch aus unserer täglichen Arbeit wissen wir, dass Verhalten und Haltung schwer und nur sehr langfristig veränderbar sind. Verhalten, das über viele Jahre anders gelernt wurde und damit in die DNA der Unternehmen Einzug gehalten hat, muss verlernt und durch neue Handlungen und Denkweisen ersetzt werden.

Die Rolle der internen Kommunikation

Den Fragen nach dem „Warum“ und „Wie“ kommt bei unternehmenskulturellen Veränderungen dieser Art eine große Bedeutung zu. Interne Kommunikation greift sie im besten Falle auf, liefert Antworten und vermittelt, dass Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber und persönliche Werte keine Gegensätze sind, sondern Partner für das Wohl des Unternehmens und das Miteinander im Job. Integrität wählt immer das richtige Verhalten, bringt Menschen in die Eigenverantwortung und ins Tun. Regeln sind dabei die Basis, die eigenen Werte und unsere Haltung bilden das Gerüst.

Stehen auch in Ihrem Unternehmen die Themen Compliance und Integrität gerade im Fokus und möchten Sie diese nicht nur auf der kognitiven, sondern auch auf der emotionalen Ebene mit Leben füllen? Dann suchen Sie im ersten Schritt am besten nach Möglichkeiten, wie Sie gemeinsam mit Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Führungskräften erarbeiten können, was Integrität für Ihr Unternehmen und für jeden Einzelnen bedeutet. Finden Sie Vorbilder – im Unternehmen und auch außerhalb – kommen Sie mit ihnen offen ins Gespräch und entwickeln Sie weitergehende Kommunikationsformate, um über die Themen mit Ihren Kolleginnen und Kollegen anders als rein deskriptiv in den Austausch zu gehen.

Integrität ist kein Projekt, das irgendwann endet

Machen Sie sich bei all dem aber bitte auch klar: Integrität ist kein Projekt, das irgendwann zu Ende ist, sondern sollte Teil Ihrer DNA werden – eine gelungene Verankerung im Unternehmen funktioniert dann im besten Falle wie ein positiver Schneeballeffekt: Ich vertraue mir, meinem Wertesystem und meinen Handlungen und weiß, dass auch andere mir vertrauen können. Aufgrund guter Erfahrungen vertraue ich dann wiederum auch meinem Umfeld.

Damit Sie sich auf dem (kommunikativen) Weg nicht nur mit dem eigenen Gedankengut beschäftigen müssen, lohnt sich der Blick in die Wissenschaft: Die Forschung befasst sich seit vielen Jahren mit Themen wie Glaubwürdigkeit, Vertrauen, Empathie und Wertevermittlung. Lassen Sie diese Forschungsergebnisse in Ihre unternehmenseigenen Überlegungen und Ihre Kommunikation einfließen, gehen Sie in den Austausch mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über Inhalte, Statements und Kennzahlen.

Was heißt eigentlich „Vertrauen“?

Oftmals verwenden wir Begriffe wie Vertrauen und Integrität ganz leichthin. Je länger man sich aber damit beschäftigt, desto komplexer und umfassender sind die zugrundeliegenden Bedeutungen und Mechanismen. Die amerikanische Wissenschaftlerin Brené Brown beispielsweise hat „Vertrauen“ in seine Bestandteile zerlegt: Nur, wenn alle sieben Teile beachtet werden, ist es echt, wahrhaftig und mehr als ein Wort. Fragen Sie sich und Ihre Kolleginnen und Kollegen: Was genau bedeutet Vertrauen? Wie zeigt es sich im Alltag?

Compliance-Richtlinien wurden in den zurückliegenden Jahren oft losgelöst von den Menschen aufgestellt. Damit Regelinhalte aber auch in unsere Haltung und Wertesysteme übergehen, muss mehr geschehen, als Anordnung und reine Information. Wir wollen verstehen, warum wir die (neuen) Werte des Unternehmens annehmen und im Alltag leben sollen.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen nicht nur auf der Verstandes- sondern auch auf der Emotionsebene angesprochen werden und merken, dass der neue Weg ein Richtiger ist. Sowohl im Hinblick auf den Umgang miteinander, im Hinblick auf das persönliche und auf das Wohl des Unternehmens. In der Konsequenz sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motivierter, schneller – besser. Das steigert die Zufriedenheit nach innen, Reputation nach außen und Attraktivität als Arbeitgeber wachsen ganz automatisch mit.

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