Voll die Guten

Sieben Sätze

„Was, wenn die Bösen die Welt verbessern?“, betitelte die „Zeit“ jüngst einen Artikel, der die kapitalistische Verwertbarkeit linker Ideen thematisierte – anstatt sich in politische Debatten einzuschalten, vertraue die Jugend lieber Konzernen, um Utopien via Apps und Online-Petitionen zur Wirklichkeit zu machen, hieß es dort sinngemäß.

Nun ja, als jugendliches Blatt kann man die „Zeit“ mit ihrer 69-jährigen Tradition eher nicht bezeichnen, ebenso wenig die kaum jüngere „FAZ“. Dennoch erliegen Deutschlands journalistische Musterschüler nun selbst einer neoliberalen Versuchung, indem sie sich der „Digital News Initiative“ anschließen, einer pikanten Vereinigung von acht europäischen Zeitungsverlagen und Machtmeister Google, die sie einst noch harsch kritisierten.

Der Internetgigant tritt als generöser Sponsor der freien Presse auf, der 150 Millionen Euro in neue journalistische Produkte und Projekte investiert; Ziel der Initiative sei „die Unterstützung eines nachhaltigen Ökosystems für Nachrichten und die Förderung von Innovationen im Bereich digitaler Journalismus“, lässt die Google-Presseabteilung verlauten.

Diese friedliche Symbiose wirft einige Fragen auf: Zum Beispiel, ob der in der VG-Media organisierte Springer-Verlag als Gegenspieler und Verweigerer des konzerngeförderten Mitmach-Clubs nun als die neue Linke gelten darf – oder auch, welches Gewächs im neuen Nachrichten-Ökosystem wohl am Ende besonders gut gedeihen wird. Aber vor allem: Was passiert denn nun, wenn die Bösen sich mit den Guten vereinen – macht es erstere ein bisschen besser oder doch eher letztere bedeutend schlechter?