Viele PRler mit psychischen Problemen (UK-Studie)

Stress, Überforderung, Überstunden

Mehr als 20 Prozent der Kommunikatoren in Großbritannien litten oder leiden an ärztlich diagnostizierten, oftmals arbeitsbedingten psychischen Problemen.

Das gehört zu den Erkenntnissen der umfassenden Studie „State of the Profession 2019“ des britischen Berufsverbandes CIPR, für die Ende 2018 über 1.500 britische Public-Relations-Spezialisten befragt wurden.

Demnach mussten im Jahr 2018 rund 23 Prozent der PRler wegen Stress, Angstzuständen oder Depression zeitweise der Arbeit fernbleiben. 21 Prozent gaben an, bei ihnen sei eine physische Störung ärztlich diagnostiziert worden. Hochgerechnet auf die Kommunikationsbranche in Großbritannien entspricht dies rund 16.000 Menschen.

Zum Vergleich: Lediglich sechs Prozent der Kommunikatoren gaben an, im gleichen Zeitraum wegen körperlicher Beschwerden krank gewesen zu sein.

Mehr als ein Fünftler der britischen Kommunikatoren hat psychische Probleme. (c) CIPR

Überforderung, zu hohe Erwartungen, Überstunden

Hauptfaktoren für die psychischen Probleme der PRler waren dabei Stress und Überforderung. So gaben – Mehrfachnennungen waren möglich – 59 Prozent der Betroffenen Arbeitsüberlastung als Grund für ihre psychischen Probleme an.

46 Prozent nannten unrealistische Zeitplanungen oder Erwartungen durch Kollegen, 32 Prozent Überstunden und Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft. Auch Konflikte um Verantwortlichkeiten (28 Prozent), Unklarheiten über die eigene Rolle (27 Prozent) und als unfair angesehene Arbeitsverteilung (21 Prozent) spielten wichtige Rollen.

Die meisten Umfrageteilnehmer (über 60 Prozent) gaben an, ihre Arbeitsbedingungen hätten unmittelbar und erheblich zu ihren psychischen Schwierigkeiten beigetragen.

53 Prozent der angestellten Betroffenen sprachen mit ihren Vorgesetzten über ihre Probleme, 44 Prozent taten dies nicht. In 36 Prozent der Fälle folgte eine Therapie, in 28 Prozent wurde eine Auszeit vereinbart, in 30 Prozent der Fälle geschah nichts.

Dabei sind die Unterschiede hinsichtlich psychischer Probleme zwischen den Organisationsformen der PR-Arbeit recht gering: Die Zahlen aus Agenturen, Unternehmen, NGOs sowie von Freiberuflern ähneln sich. Während jedoch in Unternehmen, NGOs und bei Behörden viele Beschäftigte angaben, es gebe eine „mental-health policy“ bei ihrem Arbeitgeber, waren es bei Agenturen lediglich 26 Prozent.

Ob die Ergebnisse zu psychischen Problemen der PR-Branche in Großbritannien auf Deutschland übertragbar sind, ist unklar. Derzeit liegen keine umfassenden Daten zu diesem Themenkomplex vor.

Die britische CIPR-Studie beschäftigt sich alljährlich mit verschiedensten Aspekten des PR-Berufsstandes in Großbritannien. Hier kann die gesamte Studie als PDF heruntergeladen werden. Der Abschnitt zu psychischen Problemen von Kommunikatoren beginnt auf Seite 32.

 

Weitere Artikel