Roboter als Touchpoint zur Öffentlichkeit

Kolumne: Beijing, Mumbai, Tokyo

In der letzten Kolumne standen kleine Roboter-Bilder symbolisch für Messenger und Emoji-Kommunikation. Fast wie eine Vorschau auf diesen Kolumnentext, der direkt von meiner letzten Reise ins Land der aufgehenden Sonne beeinflusst wurde. Und dem letzten Erlebnis, bevor ich in Tokyo in den Flieger zurück nach Deutschland gestiegen bin. Da sprach mich im Duty-Free-Shop auf dem Flughafen Haneda von hinten eine blecherne Stimme an: Ohayou gozaimasu! Guten Morgen. 

Nach einer Woche Japan hat mich das kaum mehr verwundert. Gerade Pepper, der Roboter des japanischen Mobilfunk-Carriers SoftBank ist inzwischen in Japan sehr verbreitet. In Läden steht er als Concierge, in Haushalten erfüllt er Aufgaben, die intelligenten Hardware/IoT-Assistenten entsprechen wie zum Beispiel Amazon Echo. Er entwickelt sich auch zur Plattform für allerlei Anwendungen, vom Fitness-Coach zum Sparringspartner für Firmenpräsentationen und Medientrainings.

 

 

Der Kundenberater, der niemals schläft

Vieles ist immer noch im Beta-Modus, aber der große Durchbruch steht kurz bevor: mit der Ankündigung von SoftBank, dass Pepper künftig auf Android läuft steht “Robot as a Platform”-Anwendungen nichts mehr im Wege. Der App Store für Pepper liegt mehr als nahe. Und damit dann auch der Einsatz für allerlei öffentlichkeitswirksame Aktivitäten. Das Internet der Dinge wird konkret. Der niemals schlafende Kundenberater und -informationsandroide auch.

Auch Unternehmen außerhalb Japans beginnen mit Pepper zu experimentieren. Etwa Pizza Hut, die den Roboter künftig als öffentlichkeitswirksame Servicekraft auftreten lassen. Das ist natürlich naheliegend. Gerade auf technologieorientierten Veranstaltungen wie Elektronikmessen wird man Pepper und Kollegen (auch andere japanische Unternehmen setzen immer mehr auf niedliche Roboter) immer öfter sehen.

Gerade aktuell hat Pepper Konkurrenz bekommen: Auf der Computex in Taipeh stellte der taiwanesische Hardware-Hersteller Asus (Anmerkung: ein Kunde unserer Agentur Storymaker) Ende Mai den Heimroboter Zenbo vor. Im Preis deutlich günstiger, auch sehr niedlich und damit ebenfalls ein weiterer Schritt in Richtung Massenkompatibilität von Robotern als Kommunikationsplattform. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft und die Heimroboter sind nach den VR-Brillen das neueste Thema für die Consumer-Electronics-Industrie.

Doch der Innovationseffekt schnell verpufft. Und so werden zunehmend praktische Anwendungen das Bild bestimmen – und den Einsatz von Robotern in der Kommunikation von Unternehmen. Etwa als Guide für Unternehmensführungen, als Erklär-Bär bei Produkteinführungen oder als niedlicher Vertriebsassistent. Der Fantasie sind wenig Grenzen gesetzt und es wird vermutlich kürzer dauern als wir denken, bis die freundlichen Kumpels aus Südostasien auch bei uns in Europa aufschlagen werden. Zur Freude der Öffentlichkeit.

Weitere Artikel