Studium mit Sahnehäubchen?

Während man sich im Normalfall für ein Studium bewirbt – und auch die erforderlichen Gebühren investieren muss –, erinnert das Angebot der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg eher an das gepriesene Schlaraffenland. Was wird dem Einzelnen geboten?

Günther Suchy: Das berufsintegrierende Studium an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Ravensburg ist ein staatliches Bachelorstudium der Medien- und Kommunikationswirtschaft, das in Zusammenarbeit mit einem Partnerunternehmen angeboten wird und das man nach sechs Semestern abschließt.

Dabei ist jedes Studiensemester aufgeteilt in drei Monate Studium am Mediencampus der DHBW sowie in drei Monate redaktionelles Arbeiten in einem (Medien-)Unternehmen. Für die gesamte Dauer des Studiums erhalten die Studierenden vom jeweiligen Partnerunternehmen einen Arbeitsvertrag und ein monatliches Gehalt zwischen 500 und 900 Euro. Übrigens wird das Gehalt auch während der Studienmonate gezahlt. Studiengebühren gibt es in Baden-Württemberg allerdings keine. Und die Auswahl der Studierenden erfolgt durch das Unternehmen.

Was sind die wesentlichen Vorteile des Konzepts der Dualen Hochschule Baden-Württemberg?

Die Studierenden erhalten während des gesamten Studiums ein festes monatliches Gehalt. Darüber hinaus haben sie nach sechs Semestern Studium anderthalb Jahre echte Berufserfahrung im Bereich der Unternehmenskommunikation und der Redaktion gesammelt, denn die Studierenden sind pro Semester drei Monate an der Hochschule und drei Monate im Unternehmen.

Weshalb liegt die Quote der Studienabbrecher bei der Dualen Hochschule Baden-Württemberg deutlich unter 10 Prozent?

Hierfür gibt es zwei wesentliche Gründe: Zum einen ermöglicht die monatliche Vergütung durch das Partnerunternehmen, dass sich die Studierenden voll auf ihr Studium und ihre Praxisphasen konzentrieren können. Das sonst übliche Jobben nebenher entfällt. Zum anderen gibt es an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg keinen Numerus clausus. Das heißt, wir als Hochschule „übertragen“ die Hoheit der Studierendenauswahl voll und ganz auf die Partnerunternehmen.

Unser Credo: Die Unternehmen kennen die notwendigen Kompetenzen ihrer künftigen Mitarbeiter im Rahmen ihrer Personal- und Führungskräfteentwicklung am besten. Dementsprechend sollten die Unternehmen auch die Kriterien der Personalauswahl bestimmen. Ein Numerus clausus wäre hier nicht zwingend das beste Auswahlkriterium. Dies führt dazu, dass regelmäßig sehr motivierte und engagierte Studierende mit entsprechenden mittel- bis langfristigen Perspektiven in den Partnerunternehmen unsere Studiengänge absolvieren.

Sie sind Studiengangsleiter – bitte geben Sie einen kurzen Einblick in die Lehrinhalte.

Der Studiengang Medien- und Kommunikationswirtschaft mit der Vertiefung Unternehmenskommunikation und Journalismus ist zunächst Teil der Fakultät Wirtschaft. Dementsprechend orientiert sich auch der Lehrplan an den betriebs- und volkswirtschaftlichen Grundlagen wie Unternehmensorganisation, Unternehmensführung, Bilanzierung, Wirtschaftspolitik oder Medien- und Werberecht.

Neben diesen managementorientierten Theorieinhalten vermitteln wir in unserem campuseigenen Fernsehstudio, in unserem Hörfunkstudio und über unsere externen Lehrbeauftragten das zeitgemäße journalistische Handwerkszeug für die crossmediale Kommunikation mit den verschiedenen Stakeholdern der Unternehmen.

In Schwerpunktseminaren wird den Studierenden das hierfür notwendige berufspraktische Know-how vermittelt: Krisen-, Change-, Social-Media-, Event- und NGO-Kommunikation sowie Corporate Social Responsibility. Verschiedene Praxis-Workshops zu Themen wie Investor Relations/Finanzberichterstattung, TV-Formatentwicklung, Corporate-TV/Vodcasting, Magazinerstellung Print oder TV- und Hörfunkmoderation ergänzen die genannten Hauptseminare.

Die Zielsetzung meiner Vertiefung ist es, den Führungsnachwuchs im Bereich der Unternehmenskommunikation auszubilden. Redaktions- und Kommunikationsmanager also, die sowohl das crossmediale Handwerk der Kommunikation als auch die volks- und betriebswirtschaftlichen Grundlagen moderner Ökonomie verstehen.

Verfügt der Studiengang „Unternehmenskommunikation und Journalismus“ über kreativere Dozenten als andere Unis? Wie sonst ist es möglich, dass Ihre Studenten international heiß begehrte Kreativ-Auszeichnungen an Land ziehen?

Entscheidend für kreative Lösungen sind in erster Linie die Studierenden selbst. Und die Studierenden an der DHBW werden ja nicht über eine bloße Abiturabschlussnote ausgewählt, sondern über das individuelle Anforderungsprofil des Partnerunternehmens. Dies garantiert die Auswahl kreativer Köpfe, insbesondere in den Bereichen Medien- und Kommunikationswirtschaft sowie Mediendesign. Gleichwohl steht außer Frage, dass hervorragende Dozenten die Leistungsfähigkeit der Studierenden positiv beeinflussen.

Was nützt heutzutage die beste Hochschul-Ausbildung, wenn anschließend die Türen vermeintlicher Arbeitgeber verschlossen bleiben? Welche Prognosen können Sie Interessenten als Entscheidungshilfe „pro Ravensburg“ an die Hand geben?

Entscheidend für einen erfolgreichen Start in das Arbeitsleben ist heute sowohl die Berufspraxis als auch die Auslandserfahrung. In meiner Vertiefung gehen beispielsweise rund 30 Prozent der Studierenden im fünften Semester ins Ausland. Anstelle ihrer Theoriephase in Ravensburg studieren sie dann drei Monate an einer unserer über 150 Partnerhochschulen, zum Beispiel in Shanghai, Durban oder Edinburgh. Hier lernen sie Kompetenzen, die heute von den Top-Arbeitgebern erwartet werden. Ein kürzlich geführtes Referenzinterview mit Google in London für einen meiner Absolventen zeigt dies mehr als deutlich.

Zur Person

Prof. Dr. Günther Suchy (c) Prof. Dr. Günther Suchy

Prof. Dr. Günther Suchy (c) Prof. Dr. Günther Suchy

 

Prof. Dr. Günther Suchy ist Studiengangsleiter Unternehmenskommunikation und Journalismus an der DHBW Ravensburg. Er ist Gastprofessor an der Second Polytechnic University Shanghai und Herausgeber des Buches „Public Relations im Sport“.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Aus- und Weiterbildung. Das Heft können Sie hier bestellen.

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