PRSH-Forum: Die neuen Gesichter der Branche

„Der PRSH hat nicht nur einen Namen, sondern auch ein Gesicht in der Branche“, konstatierte die stellvertretende Vorsitzende Lara Wöhrmann am Freitagmorgen im Planet MID auf dem Hannoveraner Messegelände. Um dieses öffentlich zu machen, hatten die 170 Mitglieder zum fünfjährigen Vereinsjubiläum einen ziemlich beachtlichen Fachkongress organisiert. PRSH-Gründer Martin Höfelmann, heute Mitarbeiter für Außen- und Regierungsbeziehungen bei VW, freute sich dann auch auf dem Podium über die zahlreichen Unterstützer und scherzte: „Der PRSH hat inzwischen mehr Sponsoren als Hannover 96“.

Der Agenturinhaber und ehemalige Danone-Kommunikator Matthias Biebl eröffnete den Kongresstag mit einer Keynote. In seinem Vortrag ermutigte er die Studenten, sich von den (zahlreich erschienenen) „alten Hasen“ nicht von ihren Visionen abbringen zu lassen. Zur Erheiterung des Publikums ließ er mit den Worten „das ist ja auch heute auch so ein bisschen Lehrstunde für Social Media“, vorgefertigte Tweets an die Wand projizieren. Tatsächlich hatten die Studenten im Publikum mehrheitlich ihre Smartphones gezückt. „Heutzutage gilt das nicht mehr als unhöflich – es ist sogar ein Zeichen von Wertschätzung gegenüber dem Redner, wenn zeitgleich getwittert wird“, erklärte Biebl den Älteren im Publikum.

Daran anschließend wurde, moderiert von Professor Peter Szyska, die sich verändernde Rolle des Kommunikators diskutiert. Auch hier stand Digitalität im Mittelpunkt. „Es geschieht nichts einfach irgendwo, wenn etwas passiert, dann immer gleich auf dem ganzen Planeten“, resümierte Kommunikationsberater Richard Gaul. Susanne Liedtke von achtung! betonte indes die wachsende Bedeutung von Bewegtbild für die Kommunikation und dass die Branche bislang schlecht auf diesen Trend vorbereitet sei.

Ein Aufruf zu mehr Mut

Einig waren sich die Referenten darin, von den Berufsanfängern Mut zu fordern und ihnen eine wichtige Rolle in den Unternehmen und Agenturen einzuräumen. Dass die Erwartungen manchmal jedoch zu hochgegriffen sein könnten, machte eine Anmerkung aus dem Publikum deutlich: „Es ist zu viel verlangt, dass Berufsanfänger gleich die ganze Welt verändern sollen.“

Nach dem Mittagessen wurde das PRSH Forum mit zwei weiteren Podiumsdiskussionen fortgesetzt. Zunächst besprachen unter anderem Katrin Nissel, Dozentin an der Hochschule Bremen, Astrid Aupperle, Corporate Communications Manager bei Microsoft und Christian Weis, Sprecher der schwul-lesbischen Mitarbeiterinitiative „Arco“ bei der Commerzbank, das Thema Diversity. Obwohl die Beteiligten betonten, es handele sich dabei keineswegs um ein „Feelgood-Thema“, wurde wenig diskutiert, stattdessen eifrig genickt und einander zugestimmt. Gerade hier hätte man sich ein vielseitigeres Meinungsbild wünschen können. Hartnäckige Fragen aus dem Publikum nach konkreten Beispielen, wie genau man Diversity als Unternehmen denn nun kommunizieren könne, wurden nicht erhört.

Als spannender erwies sich der letzte Programmpunkt: Eine Podiumsdiskussion zum Thema Identitäts- und Sinnstiftung in einer projektbasierten Unternehmenskultur. Besonders die starke Meinung der selbstständigen Kommunikationsberaterin und – wenn man so möchte – Vertreterin der „Generation Y“, Melanie Malczok, die streng zwischen dem Sinn und dem Zweck einer Arbeit unterschied, führte zu einer lebhaften Stimmung auf dem Podium.

Insgesamt waren die Momente, in denen sich die Studenten und PRSH-Mitglieder selbst in die Diskussion eingebracht haben, aber eher rar. Für ein hoffentlich nächstes PRSH-Forum bleibt zu wünschen, dass diese sich mehr und mehr aus der Beobachterrolle verabschieden und die erfahrenen Kommunikatoren noch stärker mit ihren eigenen Sichtweisen konfrontieren.

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