Besser kreativ sein

Skills in der PR

„Kreativität braucht ein agiles Umfeld“

Judith Klose (c) Michel Buchmannvon Judith Klose, Vice President Communications beim Meinungsforschungsdienstleister Civey

Kreativität ist für professionelle Kommunikator*innen essentiell. Das bestätigen rund 79 Prozent der Expert*innen aus Kommunikation, PR und Medien, wie eine repräsentative Umfrage von Civey in der Branche zeigt. Aus Sicht der Befragten ist ein kreatives Händchen vor allem bei Kommunikationskonzepten und Social Media gefragt.

Kreativität in der PR heißt dabei für mich, gute Geschichten erzählen zu können – egal ob es dem nächsten Namensbeitrag, Unternehmensvideo oder der B2B-Ansprache dient. Packende Geschichten wecken Emotionen, bleiben im Gedächtnis und werden möglicherweise sogar weitergetragen. Einen größeren Erfolg kann es in der PR nicht geben.

Doch Kreativität allein reicht nicht aus. Besondere Ideen müssen einhergehen mit Interesse, Kongruenz, Empathie und Agilität – meine persönlichen „IKEA-Kriterien“. Löst eine Idee wirklich Interesse in meiner Zielgruppe aus? Das ist schließlich der Sinn von Kommunikation. Auch wenn viele Kommunikator*innen ein hervorragendes Bauchgefühl haben, lohnen sich hier vorherige Tests. Die Idee muss zudem kongruenter Teil einer ganzheitlichen Kommunikationsstrategie sein. Ein einmaliger Social-Media-Hit ist kein nachhaltiger Kommunikationserfolg.

Ein Empathie-Check ist darüber hinaus notwendig. Wie tickt die Zielgruppe? Welche Werte vertritt sie und wie spiegelt sich das im Wording und dem Auftreten wider? Jede kreative Idee gehört überdacht oder gar in den Papierkorb, wenn damit Glaubwürdigkeit verspielt wird. Nur wenn die Idee den richtigen Ton der Zielgruppe trifft, sollte man sie weiterverfolgen.

Zu guter Letzt braucht Kreativität in der Kommunikation ein agiles Umfeld. Der Faktor Zeit ist bei kurzfristigen Trends, auf die man aufspringen möchte, relevant. Kann die Idee also rechtzeitig das Licht der Welt erblicken? Dann her damit!

„Kreativität macht den Unterschied“

Nick Marten (c) privat

von Nick Marten, Director Brand & Communications bei Gehalt.de

„Da liegt ein Krokodil unter meinem Bett“ – diese oder ähnliche Befürchtungen werden einige Eltern vor und während der Gute-Nacht-Routine mit den Kindern schon mal gehört haben. Das gleichnamige Kinderbuch von Mercer Mayer erzählt genau diese Geschichte. Ein vermeintlich echtes Krokodil stört die Nachtruhe eines kleinen Jungen. Mit einer kreativen List stellt sich dieser aber lebhaft vor, wie er die grüne Riesenechse hervorlockt und schließlich einsperrt. Seine tiergewordene Angst hat er mit Hilfe seiner eigenen Fantasie gebändigt.

Schon früh bringen wir Kindern bei, dass Fantasie und Kreativität wichtige Werkzeuge sind, um Konflikte und Probleme eigenständig zu lösen. Kreativität ist mehr als nur der bunte Farbklecks auf einem weißen Blatt Papier. Kreativität öffnet neue Wege und schafft neuen Raum für Lösungsansätze. Mehr noch: Kreativität ist für Kommunikator*innen eine der wichtigsten Fähigkeiten, die neben analytischen Kompetenzen, fachlichem Know-how und Managementfähigkeiten in unserem Berufsalltag entscheidend ist. Kreativität macht den Unterschied zwischen sehr guter und guter Kommunikationsarbeit aus.

Speziell im vergangenen Corona-Jahr konnten Kommunikator*innen mit Kreativität punkten. Viele von uns mussten sich auf neue Herausforderungen, auf Krisenkommunikation, auf kurzfristig gekürzte oder mindestens veränderte Budgets sowie auf virtuelle Formate der Begegnung einstellen. Ohne Umdenken, ohne Ideen für neue Wege in der Kommunikation und ohne Kreativität wäre unsere Arbeit blass geblieben.

Mein Eindruck: Das Gegenteil war und ist der Fall. Unsere Disziplin ist in unterschiedlichsten Formen und Farben aufgeblüht und konnte in vielen Organisationen ihren Mehrwert unterstreichen. Ob Krokodil oder Covid – mit Kreativität machen wir Probleme zu Herausforderungen.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe KREATIVITÄT. Das Heft können Sie hier bestellen.

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