Disclaimer ersetzen nicht Verantwortung & Empathie

"Views are my own"

Der Airbus-Public-Affairs-Chef Alexander Reinhardt droht Extinction Rebellion auf Twitter. Wenig später ändert er seine Profilbeschreibung und betont mit “Views are my own”, seine Äußerungen stünden in keinem Zusammenhang mit dem Konzern.

Nicht überzeugend, erklärte pressesprecher in einem Kommentar. Sascha Pallenberg, Head of Digital Transformation bei Daimler, reagiert auf den Meinungsbeitrag.


Twitter und LinkedIn sind die beiden wohl wichtigsten Distributionskanäle für Kommunikatoren und bieten dementsprechend viele Möglichkeiten, die eigene Position zu verbreiten.

Ob und wie die private Meinung durch Rezipienten auch direkt in in Verbindung mit dem Arbeitgeber gebracht werden kann, das steht in meinen Augen auf einem ganz anderen Blatt. Wer es als User nicht schafft, dies voneinander zu trennen, macht es sich zu einfach. Angesichts der zum Teil sehr aufgeladenen Atmosphäre in den Sozialen Medien ist dies alles andere als förderlich für die Branche.

Natürlich wollen Unternehmen die Chancen der Netzwerke nutzen, hoffen auf Multiplikatoren beziehungsweise bilden diese zum Teil auch intern aus. Otto und die Telekom sind nicht erst durch das Buzzword “Corporate Influencer” zu Musterbeispielen für eine sehr persönliche und nahbare externe Kommunikation geworden.

Wichtig ist hierbei aber vor allen Dingen auch, eine entsprechende Sensibilität von den Kolleginnen und Kollegen einzufordern, wobei es nicht einmal ansatzweise darauf ankommt, wie hoch die entsprechenden Positionen innerhalb einer Firmen-Hierarchie aufgehängt sind. Wer sich in seinem Twitter- oder LinkedIn-Profil als Sprecher eines Unternehmens ausweist, hat auch eine entsprechende Verantwortung zu übernehmen.

Sprecher sind auch “nur” Menschen

Das bedeutet aber nicht, dass die eigene, die persönliche Meinung nicht ein wichtiges Instrument für eine nahbarere und authentischere Kommunikation ist. Sprecher in der Automobilbranche können sich natürlich für bessere Fahrrad-Infrastruktur in den urbanen Zentren stark machen, auch wenn das eigene Unternehmen dafür wohl eher weniger Produkte im Portfolio hat.

Der Kommunikationschef eines Fussballvereins kann sich ebenso positiv über den direkten Wettbewerber zu Wort melden und auch ein “COMler” eines Versorgers kann sich für eine Wende hin zu erneuerbaren Energiequellen positionieren.

Sprecher sind, und dies scheint immer mal wieder in Vergessenheit zu geraten, auch “nur” Menschen. Sie sind aber als professionelle Kommunikatoren dazu verpflichtet, zu wissen, wie ihre eigene, ganz persönliche Meinung in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.

Selbstverständlich schützt ein Disclaimer wie “hier nur privat” oder “views are my own” nicht vor einem Shitstorm. Gesunder Menschenverstand und die entsprechende Empathie bezüglich eines (nicht nur aktuellen) öffentlichen Diskurses tun dies!

 

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