Nicht nur Haribo macht Kunden froh

Erfolgreiche Pressearbeit

Ob FAZ, Süddeutsche, Handelsblatt, Wirtschaftswoche, Zeit oder Welt: Manche Namen von Medien haben auf meine Kunden einen ähnlichen Effekt wie Haribo oder Überraschungseier auf Kleinkinder. Selbst durch den Telefonhörer kann ich die strahlenden Augen erahnen, wenn ich eine Gesprächsoption mit diesen überregionalen Blättern anbieten darf.

Trotz der sehr unterschiedlichen Unternehmen, die wir im Industrieteam unserer Agentur betreuen, gibt es diese Handvoll klassischer Medien, die sie ausnahmslos alle lieben. Entsprechend genau beobachte ich die Berichterstattung von deren Ressorts, und entsprechend häufig pitche ich auch Storylines oder Experten rund um allwissende Autos, selbstdenkende Computer oder die Frage, warum in Deutschland belgische Himbeeren als „regional“ verkauft werden.

Inzwischen habe ich ein ganz gutes Gespür dafür entwickelt, wen ich mit solchen Themenvorschlägen anrufen darf, wer sich über Vorschläge per Mail freut und wo ich nur gelegentlich einen pflichtschuldigen Anlauf bei der Blackbox Redaktionsverteiler starte, weil sich meine Kunden so gerne im jeweiligen Magazin sähen.

Wissen Journalisten den Aufwand zu schätzen?

Wenn einer dieser „A-Redakteure“ auf eine Storyline anspringt, läuft prompt der Agentur-Mechanismus an: Ein kurzer Freudentanz um den Schreibtisch, die Teammitglieder stiften einen Erfolgs-Schokopudding (den jüngsten hat mir die Zeit beschert), dann geht eine Erfolgsmeldung an den Kunden und die Terminabstimmung fürs Interview beginnt. Bei Anfragen vom Format eingangs genannter Medien ist das Gespräch für meine Kunden meist Chefsache. Da werden schon mal Termine und Meetings verschoben. Vorab laufen umfangreiche Briefings und Recherchen, um den Journalisten auch wirklich das Beste vom Besten liefern zu können.

Manchmal frage ich mich, ob sich die Kollegen in den Redaktionen dieser Wertschätzung überhaupt bewusst sind. Ob sie ahnen, dass sie nicht nur versehentlich auf irgendeinem Monster-Verteiler gelandet sind, sondern dass irgendwo irgendein Firmenchef ihre Arbeit klasse findet und eben deshalb gerne in ihrem Medium zitiert werden möchte. Entsprechend verwundert mich die sehr unterschiedliche Gesprächskultur in den Redaktionen jeden Tag aufs Neue.

Während der eine höflich und offen Feedback gibt, wird man beim Zweiten wie ein drittklassiger Anzeigenverkäufer abgewimmelt. Während der eine mit monumentaler Agenda und Stunden an Recherchearbeit ins Interview kommt, lehnt sich der nächste vermeintliche Topjournalist zurück und möchte sich gerne berieseln lassen. Beides ist möglich ‒ ich muss es nur vorher wissen und meinen Kunden entsprechend vorbereiten.

Höfliches, zeitnahes Feedback erwünscht

Besonders geärgert habe ich mich einmal über einen Journalisten, der ein von mir ausführlich vorbereitetes Interview wenige Minuten vor Beginn ohne Gründe und ersatzlos via Whatsapp absagte. Zum Glück ein Einzelfall. Ebenso wie der Journalist, der sich eine Stunde angeregt mit meinem Kunden unterhielt und sämtlichen gelieferten Input verwertete – ohne ein einzelnes Mal die Quelle zu nennen. Qualitätsjournalismus lässt grüßen!

„Am anderen Ende der Skala“, um Friedhard Teuffel zu zitieren, gibt es aber natürlich auch jede Menge positiver Beispiele. Journalisten, deren Postfach vermutlich längst überquillt, und die trotzdem höflich und zeitnah Feedback auf meine Pitches geben.

Natürlich sind mir die Kandidaten am liebsten, die gleich einen Gesprächstermin wollen und die meine Storylines am Stück verwursten. Doch auch ein „Interessant, aber ich habe derzeit überhaupt keine Zeit“ oder ein „Passt gerade nicht in den Redaktionsplan“ hilft mir bei der täglichen Arbeit immens.

Ich finde: Miteinander reden ist eine Tugend, die wir auch unter Kommunikatoren nicht verlernen sollten.

Dieser Gastbeitrag ist eine Antwort auf den Aufruf des pressesprecher in der Kolumne „Zuckerbrot und Peitsche“, Anekdoten darüber einzusenden, in welcher Weise Journalisten Pressemitteilungen aufgegriffen haben.

 

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