Mit Spaß, Obst und Dachterrasse

Frau Häußler, seit 2011 sind Sie Feelgood-Managerin bei der Online-Plattform Spreadshirt. Zu welchem Zweck wurde diese Stelle geschaffen?

Stefanie Häußler: Die Zielvorstellung war, Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden und es für neue Kollegen attraktiv zu machen. Unser CEO, der damals aus dem Management von Tesco kam, hatte dort immer die freundschaftliche Kultur gelobt. Er sagte, Fluktuation gebe es überall, aber es sei schon viel gewonnen, wenn man Fachkräfte ein halbes Jahr länger im Unternehmen halten kann – einfach dadurch, dass sie sich wohlfühlen.

Bewirkt wird das durch gemeinsame Aktivitäten wie Bootsfahrten oder Zoobesuche. Woher nehmen sie die Ideen dafür?

Inspiration finde ich überall, auch von den Kollegen kommen viele Vorschläge. Wenn man die Augen offen hält, wird man schnell fündig. Die Palette unserer Aktionen reicht vom Bogenschießen bis hin zur Zombiefilmnacht.

Geht auch schon mal etwas schief?

Einmal haben wir auf der Dachterrasse gegärtnert, jede Abteilung durfte eine Pflanzenpatenschaft ihrer Wahl übernehmen. Ein paar Tomaten, Zucchini und Himbeeren konnten wir auch ernten, aber nach dem zweiten Jahr haben wir uns darauf geeinigt, nur noch etwas anspruchslosere Kräuter anzubauen (lacht). Insgesamt hat das aber sehr viel Spaß gemacht.

Es kann allerdings  auch gefährlich werden, wenn Freizeit und Job sich mehr und mehr vermischen … Was, wenn Mitarbeiter, die ihre Freizeit lieber fernab von Firma und Kollegen verbringen, sich im Team ausgeschlossen fühlen?

Die Erfahrung habe ich bisher nicht gemacht. Es gibt so viele verschiedene Aktivitäten zur Auswahl, an irgendetwas hat jeder Spaß – die einen sind eher Fußballspieler und die anderen mehr Kuchenesser. Wenn man immer am gleichen Wochentag in dieselbe Kneipe geht, wird es auch immer nur den einen harten Kern geben, der mitgeht. Bei uns ist das sehr vermischt. Gezwungen wird niemand und wer auf das Angebot verzichtet, wird natürlich trotzdem nicht ausgeschlossen. Als Feelgood-Manager sollte man ganz offen auf die Leute zugehen und sie fragen, woran sie Spaß hätten.

Ihre Aufgabe besteht also vor allem darin, das Kollegium zu vernetzen. Hand aufs Herz: Wie viele Vornamen der 250 Mitarbeiter kennen Sie?

Alle! Ich kenne von der kompletten Belegschaft in Leipzig und Berlin Vor- und Nachnamen sowie das jeweilige Kürzel. Ungefähr jede zweite Woche mache ich eine „Welcome-Tour“ mit unseren neuen Mitarbeitern. Das Unternehmen wächst rasant – im vergangenen Jahr wurden bei Spreadshirt rund 90 Leute neu eingestellt. Ich laufe also ziemlich oft durch die Büros und stelle vor. Da werden schnell Gemeinsamkeiten aufgedeckt, zum Beispiel kommen drei Kollegen zufällig aus derselben Kleinstadt in Großbritannien. Das verbindet.

Wie wird nach außen kommuniziert, dass es diesen Wohlfühlfokus bei Spreadshirt gibt?

Wir machen viel PR-Arbeit mit dem Thema Feelgood-Management. Besonders in Job-Anzeigen und auf der Webseite wird dieser Posten hervorgehoben. Inzwischen bespiele ich auch den Spreadshirt-Instagram-Kanal und stelle dort die Fotos unserer Aktionen ein. Bei uns gibt es Spaß, Obst und eine Dachterrasse – das lässt sich durch Bilder natürlich am besten zeigen.

Gibt es darauf auch Reaktionen auf Bewertungsplattformen?

Die gibt es. Im Vergleich zu anderen E-Commerce-Unternehmen schneiden wir als Arbeitgeber ziemlich gut ab. Bei Kununu erreichen wir 4,6 von fünf möglichen Punkten.

Dann ist Feelgood-Management also Teil der Employer-Branding Strategie?

Ja, es ist sicher ein Teil des Employer-Brandings, aber wir machen das nicht nur deswegen. In erster Linie geht es darum, dass jeder, ob Vorstand oder Mitarbeiter, Spaß am Job haben sollte – das möchte ich selbst schließlich auch. Dass sich die gute Stimmung, die bei uns herrscht, herumspricht, ist ein positiver Nebeneffekt.

Fühlen Sie sich in Ihrem Aufgabenfeld eher der HR oder der internen Kommunikation zugehörig?

Angestellt bin ich offiziell in der Personalabteilung. Aber ich habe viele Schnittstellen – vor allem mit PR und Marketing.

Welche Fähigkeiten und Eigenschaften braucht man für den Job?

Organisationstalent, Offenheit, eine gewisse Kreativität. Und – ganz wichtig: Empathie. Was mir hilft, sind auch meine eigenen Erfahrungswerte. Ich habe eine Zeitlang in Spanien gelebt und kam dorthin, ohne die Sprache zu sprechen. Ich weiß also genau, wie sich auch die vielen Kollegen aus dem Ausland fühlen.

Ist Feelgood-Managerin für Sie ein Traumberuf?

Ich wollte immer gerne mit Menschen arbeiten, das habe ich schon immer gewusst. Noch gibt es diese Position ja nicht so häufig. Aber, wer weiß, vielleicht werden in Zukunft viele Kinder auf die Frage nach ihrem Traumjob „Feelgood-Manager“ antworten …

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