"Love, Peace and Corona Panic"

Rassismus bei Unternehmen

Menschen mit ostasiatischem Aussehen sehen sich derzeit vermehrt Alltagsrassismus gegenüber. Verantwortlich ist das Corona-Virus und die grassierende Panik, sich mit der Krankheit Covid-19 anzustecken – obwohl Virolog:innen betonen, dass die Erkrankung in der Regel kaum anders als eine normale Erkältung verläuft. Sogar einige Unternehmen reagieren zum Teil hysterisch.

Rasenballsport Leipzig schmeißt Japaner raus

Zuletzt machte der Fußball-Bundesligist Rasenballsport Leipzig Schlagzeilen. Der Sicherheitsdienst verwies eine Gruppe japanischer Zuschauer:innen während des Heimspiels gegen Bayer Leverkusen am Sonntag des Stadions – aus Sorge vor dem Corona-Virus. Der Verein begründete dies mit einer Handlungsempfehlung des Robert-Koch-Instituts. Dennoch sei den Verantwortlichen hier “im Zuge der großen Verunsicherung” gegenüber der japanischen Zuschauer “ein Fehler” unterlaufen.

Wie der Spiegel schreibt, beschäftige sich das Dokument “Allgemeine Prinzipien der Risikoeinschätzung und Handlungsempfehlung für Großveranstaltungen”, mit welchem der Klub sein Vorgehen begründet, nur an einer Stelle mit der Herkunftsregion. Es gehe jedoch explizit nicht um den Ausschluss von Personengruppen, sondern eine Einschätzung des Risikos im Vorfeld von Veranstaltungen. Die Erklärung des Vereins sei daher fragwürdig.

Der Ausschluss steht im krassen Gegensatz zur Choreografie der Leipziger Anhängerschaft während des Spiels. Die Fankurve zeigte ein Herz, ein Peace-Zeichen und die Buchstaben “RBL” in Regenbogenfarben. Auf einem Banner standen die Worte “Love, Peace and Rasenball”. “Wir möchten zeigen, dass bei uns jeder willkommen ist – unabhängig von Glaube, Herkunft, Hautfarbe oder sexueller Identität”, schreibt der Rasenballsport dazu auf seiner Webseite.

Mittlerweile hätten sich Verantwortliche des Klubs mit den betroffenen japanischen Gästen getroffen und sich persönlich entschuldigt. Man habe sie als Wiedergutmachung zum nächsten Heimspiel eingeladen.

Am Dienstag bebilderte das Digitalmagazin T3N einen Corona-Artikel mit ostasiatisch aussehenden Menschen, tauschte das Foto nach Hinweisen von Leser:innen jedoch schnell wieder aus und bat für den Fehler um Entschuldigung.

KLM schließt Bordtoilette für Koreaner

Nicht nur bei Fußball-Events erfahren ostasiatisch aussehende Menschen derzeit Ausgrenzung. Mitarbeiter:innen der KLM sperrten die Flugzeugtoilette auf einem Flug von Amsterdam nach Seoul Mitte Februar aus Angst vor Corona für Passagiere. Das Pikante an dem Fall: Der Hinweis wurde nur auf Koreanisch verfasst. Ein Fluggast veröffentlichte ein Foto der Mitteilung. Daraufhin trendete #BoycottKLM in der koreanischen Twitter-Community.

KLM hat sich für den Vorfall entschuldigt. Die Fluggesellschaft spricht von einem menschlichen Fehler, den man nicht auf die leichte Schulter nehme. “Es tut uns sehr leid, dass der Hinweis als Diskriminierung betrachtet wurde. Dies war nicht die Absicht der Crew”, sagte Guillaume Glass, Air France-KLM Regional General Manager. Dass der Hinweis nur auf Koreanisch veröffentlicht wurde, sei ein Versehen. Nachdem die Crew von Passagier:innen darauf hingewiesen wurde, habe sie eine englische Übersetzung ergänzt. Der niederländische Botschafter Joanne Doornewaard drückte sein Bedauern über den Vorfall gegenüber dem südkoreanischen Verkehrsminister Kim Hyun-mee aus.

Hochschule Offenbach weist chinesische Studierende ab

Auch die Hochschule für Gestaltung in Offenbach (Hessen) sieht sich mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert, wie die Hessenschau berichtet. In einem intern verschickten Newsletter schrieb die Hochschule “Zum Sommersemester 2020 werden wir keine Studierenden aus China empfangen. Ihnen wird ein Studienaufenthalt im Wintersemester 2020/2021 angeboten.” Grund für die Entscheidung sei die Ausbreitung des Corona-Virus.

Die Leitung der Hochschule spricht indes von einem Missverständnis. Es gebe keinen “Immatrikulationsstopp für chinesische Studierende”. Laut Hochschule gehe es um fünf Ausstauschstudent:innen, deren Aufenthalt in Offenbach verschoben worden sei. Zuvor habe man sich mit den Heimathochschulen und den Studierenden selbst abgesprochen.

Asiaten erfahren weltweit Ausgrenzung

Rasenballsport Leipzig, die KLM und die Hochschule für Gestaltung in Offenbach sind keine Einzelfälle. Weltweit zeigt sich zunehmender Rassismus gegenüber Menschen ostasiatischer Abstammung. So habe Israel beispielsweise mehr als 1.000 südkoreanischen Touristen verboten, öffentliche Plätze zu besuchen und sie angewiesen, in Quarantäne in ihren Hotelzimmern zu bleiben.

Auf Twitter berichten Opfer rassistischer Ausgrenzung unter dem Hashtag #IchbinkeinVirus über ihre Erfahrungen.

 

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