Locker duzen oder höflich siezen?

Sieben Sätze zum Erlass des NRW-Innenministeriums

Mit Verlaub, lieber Herr Jäger, Sie kommen zu spät. Einer erfolgreichen Facebook-Seite wie sie die Essener Polizei vorweisen kann, auf der rege per Du diskutiert wird, sollte nicht die Art der Anrede diktiert werden – doch das Sie hat über das Du gesiegt.  Der NRW-Innenminister Ralf Jäger wünscht sich „eine landeseinheitliche Kommunikation im Internet“ und hat bereits im Dezember den Polizeibehörden per Erlass nahegelegt, das Duzen in den Sozialen Kanälen zu unterlassen. Kein Wunder, dass sich Fans, die sich auf den lockeren Ton eingestellt haben, nun veräppelt fühlen. Jemandem das Du zu entziehen, ist stillos. Die Sprachkultur im Netz bereitet den Unternehmen auf virtuellen Pfaden seit längerem Kopfzerbrechen, ihnen fehlt bisweilen das alternativlose „you“ der englischsprachigen Kollegen. Doch höflich-distanziertes Siezen ist nun einmal Teil unserer Kultur; die Anrede im Netz sollte daher mit genauso viel Fingerspitzengefühl gewählt werden, wie wir es im Geschäftsalltag, im Vorstellungsgespräch oder in der Freizeit tun, und die Entscheidung über Siezen und Duzen fällt bestenfalls, bevor die ersten Fans den Gefällt-mir-Knopf gedrückt haben.

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