„Innovation wird aus Mut gemacht“

Keynote Marion Weissenberg-Eibl

Sollten wir Tüftler-Garagen subventionieren? Immerhin gelten diese im Silicon Valley als Brutstätten innovativer Ideen. Mit diesem Einfall startete Marion Weissenberger-Eibl, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung und Spitzeningenieurin, in ihre Keynote auf dem Kommunikationskongress. Das sei natürlich nicht nötig, sagte die Karlsruher Professorin gleich darauf. Trotzdem gehöre der Tischkicker in vielen Start-ups nicht umsonst zum Standard-Mobiliar. Denn er vermöge Menschen unterschiedlicher Disziplinen zusammenzubringen, die sich auf fachlicher Ebene – leider – viel zu selten begegneten.

Große Herausforderungen lassen sich nur vernetzt bewältigen

Und diese Begegnungen sind dringend notwendig, das betonte die Rednerin immer wieder. Die großen Herausforderungen, wie der Klimawandel und die demografische Entwicklung, seien zu komplex für etablierte Lösungen. Entwickler müssen mutig sein, um sich auf unbekanntes Terrain zu begeben. Und zwar nicht, so die leise Kritik, um Innovationen wie fußballspielende Roboter hervorzubringen, sondern um sich den Problemen unserer Umwelt und Gesellschaft zu widmen. Weissenberger-Eibl nannte das Beispiel Pflege. Um einen Hightech-Rollator zu entwickeln, müssten sich Experten auf dem Feld der Künstlichen Intelligenz mit solchen aus dem Bereich Pflege vernetzen. Es erfordere Mut, sich mit Menschen auszutauschen, die eine andere Perspektive einnehmen, dazu Experimentierfreude, Begeisterung, Risikobereitschaft.

„Fortschritt setzt Kommunikation voraus“

Und genau an diesem Punkt kommt der Kommunikator ins Spiel: „Fortschritt setzt Kommunikation voraus.“ Sie sei der Ausgangspunkt. Bevor Unternehmen innovativ sein können, müssten sie in den Dialog treten, mit der Forschung, Start-ups, Kunden, Praktikern. Professionelle Kommunikatoren sind gefragt, um Barrieren zu überwinden, Interaktionen zu schaffen, so der Appell der Speakerin: „Nehmen Sie sich als Teil des Innovationsprozesses wahr! Ich sehe Sie als Pioniere und Analysten. Fordern Sie Ihren Platz im Innovationsteam ein. Sie werden gebraucht – denn es wird Kommunikationsprobleme geben, wenn Menschen unterschiedlicher Fachgebiete miteinander arbeiten. Ermitteln Sie den Status quo, finden Sie heraus, was benötigt wird, erörtern Sie, wie ein Weg zum Ziel aussehen kann.“

Bei aller Erleichterung, die neue KI-Tools wie Amazons Alexa in der Kommunikation böten, gelte: „Psychosoziale Kompetenzen sind in der Arbeitswelt gefragter denn je. Die Fähigkeit zur Empathie, zum Querdenken, neue Ideen zu entwickeln – davon ist künstliche Intelligenz noch weit entfernt“, schloss die Ingenieurin. Was deren Entstehen befeuert? „Mutige Kommunikation am technologischen Puls der Zeit“.

Lesen Sie mehr Berichte und Interviews vom Kommunikationskongress 2018 in unserem Dossier (hier klicken).
 

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