Joe Kaeser ist „DAX-30-CEO des Jahres“

Politikaward

Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender von Siemens, sichert sich den Politikaward in der Kategorie „DAX-30-CEO des Jahres“. Er ist der erste Konzern-Chef, der sich über diesen Titel freuen kann. Ausgezeichnet wurde er auf dem 17. Politikaward am Donnerstag in Berlin.

Die Entscheidung für Kaeser trafen Spitzenpolitiker auf Bundes- und Landesebene vergangenen Sommer. Sie nahmen an einer Studie der Quadriga Hochschule Berlin in Kooperation mit dem Magazin politik&kommunikation teil. In einer Online-Umfrage sollten sie unter anderem DAX-30-CEOs hinsichtlich ihres politischen Verständnisses, Innovationskraft, Internationalität und gesellschaftlicher und ökologischer Verantwortung beurteilen. Joe Kaeser hat in der Gesamtbewertung der Politiker von allen DAX-30-CEOs am besten abgeschnitten. Ziel der Studie war es, Ansatzpunkte zur besseren Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft zu finden.

„Kaeser sammelt jeden Shitstorm“

Laudator Steffen Klusmann, Chefredakteur des Spiegel, würdigt das politische Engagement des CEOs. „Kaeser redet mit, diskutiert gern und sammelt auf Twitter jeden Shitstorm, den er kriegen kann.“ Er positioniert sich insbesondere gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus und begründet das mit seiner Familiengeschichte. Im Handelsblatt-Interview verrät Kaeser, dass sein Onkel von den Nazis ins KZ Dachau verschleppt und später in Mauthausen ermordet wurde. 

Er stehe daher für Weltoffenheit und Toleranz ein. „Ich mische mich ein, weil ich für ein Unternehmen und eine Gesellschaft stehen möchte, die offen, tolerant und vielfältig, ja, auch wehrhaft sind. Das wollen auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so“, sagt er in seiner Dankesrede.

Lob für Carola Rackete, Kritik für Alice Weidel

Kaeser ergriff in der Vergangenheit beispielsweise Partei für die ehemalige Kapitänin der Sea-Watch-3, Carola Rackete. Sie rettete im Sommer 40 Migranten, indem sie entgegen des italienischen Rechts in den Hafen von Lampedusa einlief. Kurz darauf wurde sie von der Polizei verhaftet. Kaeser kritisierte das auf Twitter. Er schrieb, Menschen, die Leben retteten, sollten nicht verhaftet werden, Menschen, die töten und Hass säen dagegen schon.

Schon zuvor positionierte sich Kaeser gegen die zunehmende Fremdenfeindlichkeit. Im Mai 2018 twitterte er: „Lieber ‚Kopftuch- Mädel‘ als ‚Bund Deutscher Mädel‘. Frau Weidel (AfD-Fraktionsvorsitzende, Anm. d. Red.) schadet mit ihrem Nationalismus dem Ansehen unseres Landes in der Welt. Da, wo die Haupt-Quelle des deutschen Wohlstands liegt.“

Siemens hält am Kohleprojekt fest

Zuletzt polarisierte Kaeser durch sein Festhalten am Deal mit dem indischen Energiekonzern Adani. Adani plant, in Australien eines der größten Kohlebergwerke der Welt zu errichten. Siemens sollte dafür Zug-Signaltechnik liefern – ein 18-Millionen-Euro-Auftrag. Heftiger Protest schlug dem Konzern dafür von Umweltaktivisten wie Fridays for Future entgegen. Kaeser suchte das Gespräch mit Luisa Neubauer, dem deutschen Gesicht von Fridays for Future, bot ihr sogar einen Posten in einem Aufsichtsgremium an. Am umstrittenen Kohle-Auftrag hielt er jedoch fest.

Neubauer reagierte enttäuscht auf die Entscheidung. „Herr Kaeser hat sich heute gegen das Paris-Abkommen, gegen die Betroffenen aus aller Welt, gegen zukünftige Generationen und nicht zuletzt gegen die Klimaschutzreputation von Siemens entschieden“, twitterte sie.

Weitere Preisträger sind …

Kaeser wurde am Donnerstag als einziger Unternehmer mit einem Politikaward geehrt. Ebenfalls ausgezeichnet wurden Jens Spahn als “Politiker des Jahres”, Linda Teuteberg als “Aufsteigerin des Jahres” und Jean-Claude Juncker „Lebenswerk”-Preisträger.

Der Politikaward wird seit 2003 jährlich vom Quadriga-Magazin politik&kommunikation zusammen mit der Quadriga Hochschule Berlin vergeben. Auch das Magazin pressesprecher sowie pressesprecher.com gehören zu Quadriga. Preisträger waren in der Vergangenheit unter anderem Robert Habeck, Malu Dreyer, Hans-Dietrich Genscher oder Egon Bahr

 

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