„Wir werden viel häufiger um Rat gefragt“

Audi-Kommunikator Stephan Ippers

Herr Ippers, wie hat sich die Coronakrise auf die Mitarbeiterkommunikation bei Audi insgesamt ausgewirkt?

Stephan Ippers: Wenn man der Pandemie zumindest etwas Positives abgewinnen will, dann ist das aus Sicht der Mitarbeiterkommunikation eine gestiegene Bedeutung und ein erhöhtes Ansehen innerhalb des Unternehmens. Früher gerne schon mal von einigen als „kleine Schwester der Unternehmenskommunikation“ bezeichnet, hatte die Mitarbeiterkommunikation zwar bereits in den vergangenen Jahren mehr und mehr an Bedeutung gewonnen, aber die Corona-Krise hat dieser Entwicklung noch mal einen spürbaren Schub gegeben – auch innerhalb der gesamten Audi-Kommunikation.

Natürlich liegt das daran, dass pandemiebedingt aktuell bei vielen internen Themen die Krise und deren Auswirkungen für die Beschäftigten im Fokus stehen – zum Beispiel das Thema Kurzarbeit. Aber auch neue virtuelle Kommunikationslösungen, mit denen wir auf die Situation reagieren mussten – beispielsweise für Dialogformate – spielen eine große Rolle.

Was hat sich noch verändert?

Wir stellen zudem fest, dass das Vertrauen in unsere Expertise noch weiter gewachsen ist und wir viel häufiger um Rat gefragt werden. Das hat einerseits natürlich mit der Unsicherheit einiger Menschen beim Umgang mit der Pandemie zu tun, andererseits wirkt sich aber auch die Leistung des Teams in den vergangenen Monaten auf das Vertrauen aus, das Menschen in uns setzen.

Sie betreuen auch den „Audi Mitarbeiter-Podcast“. Hat sich dieses Format durch die Corona-Krise verändert?

Der „Audi Mitarbeiter-Podcast“ erscheint seit März 2019 alle zwei Wochen. Daran hat sich nichts geändert. Allerdings haben wir gleich zu Beginn der Pandemie unseren Redaktionsplan komplett umgeworfen und mit Corona-Spezial-Ausgaben reagiert. Die Abrufzahlen und auch das Feedback darauf haben uns gezeigt, dass das Interesse und der Informationsbedarf bei vielen Beschäftigten sehr groß ist.

Im Podcast kommen neben der Vorstandsebene auch immer wieder Menschen aus der Belegschaft zu Wort. Oft stehen ihre persönlichen Geschichten im Vordergrund. Wie finden Sie die Protagonist:innen?

Das Team der Mitarbeiterkommunikation ist bei Audi recht gut vernetzt. Wir besprechen mit dem gesamten Team wöchentlich aktuelle Themen und stimmen uns ab, ob und wie wir welches Thema spielen. Die Ideen entstehen zum Teil im Team selbst, mittlerweile kommt es aber auch immer häufiger vor, dass jemand aus einem Fachbereich auf uns zukommt und ein Thema – und damit oft auch schon eine bestimmte Person – für eine Podcast-Folge vorschlägt.

Kommt der Vorschlag nicht von außen, machen wir uns selbst auf die Suche. Viele der rund 60.000 Beschäftigten in Deutschland haben tolle Geschichten zu erzählen. Die Auswahl ist dabei natürlich riesig und wir sind selbst immer wieder positiv überrascht, welches unglaubliche Potenzial in der „Audi Family“ steckt. Grundsätzlich arbeiten wir aber nicht medien-, sondern themenorientiert und spielen bestimmte Themen auch crossmedial, also sowohl im Intranet als auch im Podcast. Jedes Medium hat ja nun mal seine Stärken. Für emotionale Geschichten, die authentisch erzählt werden, ist der Podcast aus meiner Sicht am besten geeignet.

Haben Sie ein Beispiel für eine aus Ihrer Sicht besonders gelungene Geschichte?

Ich hätte mehr als eine, aber gerade in Bezug auf die Corona-Pandemie bleibt eine Geschichte immer im Gedächtnis, auch weil sie viele Menschen sehr bewegt und berührt hat: In der Podcast-Folge „Ich weiß nicht, wo ich mich angesteckt habe“ erzählt ein Kollege aus Ingolstadt von seiner Covid-19-Erkrankung, wie schmerzhaft sie für ihn und wie schwer auch die Zeit der Quarantäne für seine Frau und seine kleine Tochter war. Und er hat auch geschildert, wie stark seine Gesundheit noch Wochen nach der Infektion eingeschränkt war. Diese Podcast-Folge hat vielleicht sogar bei den ein oder anderen gewisse Zweifel an der Gefährlichkeit des Virus beseitigt.

Wie begegnen Sie kritischem Feedback zu den Corona-Maßnahmen? Wie gehen Sie mit Corona-Skeptiker:innen um?

In erster Linie mit sachlicher, transparenter und glaubwürdiger Kommunikation. Das „Audi mynet“, unser Intranet, hat eine Kommentarfunktion, und natürlich haben Beschäftigte auch ihre Skepsis zum Ausdruck gebracht, Zweifel an der ein oder anderen Schutzmaßnahme geäußert oder sich auch ganz allgemein kritisch zu dem Thema geäußert. Hin und wieder nimmt das Community-Management im Intranet mehr Zeit in Anspruch als das Erstellen von redaktionellen Beiträgen.

Die Pandemie hat auch noch einmal sehr deutlich gemacht, dass ein wichtiger Teil der Arbeit unseres Teams eben nicht nur die Kommunikation ist, sondern auch die Moderation. Aber auch das verstehen wir unter dialogorientierter Kommunikation: Wir nehmen die Unsicherheit der Kommentierenden ernst und antworten auf deren Bedenken sachlich und offen, erklären Hintergründe und stellen Dinge klar, die eventuell missverstanden wurden. Die bloße Veröffentlichung einzelner Beiträge reicht für unseren Anspruch an eine richtig gute Mitarbeiterkommunikation schon lange nicht mehr aus.

Wird sich die Mitarbeiterkommunikation bei Audi nach der Coronakrise verändern? Wenn ja, wie?

Solange ich in der Mitarbeiterkommunikation arbeite, hat sie sich stetig weiterentwickelt. Und auch durch die Krise hat sie sich ein Stück weit verändert – wir sind zum Beispiel mit den Teams der externen Kommunikation noch enger zusammengerückt. Ich denke, das ist auch der Weg, der Zukunft hat: Mehr Synergien nutzen und integrierter zusammenarbeiten. Letztendlich bekommt der Satz „intern ist gleich extern“ immer mehr Gewicht und die Grenzen verschwimmen bei der Kommunikation immer weiter, das zeigt ja auch der Audi-Mitarbeiter-Podcast, der sowohl intern als auch auf öffentlichen Podcast-Plattformen wie zum Beispiel Apple Podcasts, Deezer und auch Spotify zu hören ist.

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