Im Sport wie im Job muss zunächst die Eigenmotivation stimmen

Herr Brand, Sie haben im Handball ziemlich viele Trophäen gewonnen, waren als Spieler und als Trainer Weltmeister. Was hat Sie selbst immer wieder angespornt?

Heiner Brand: Mich selbst hat die Begeisterung für den Sport und Freude daran immer wieder angespornt – sowohl als aktiver Spieler als auch als Trainer. Das ist die Grundvoraussetzung, um überhaupt große Leistungen zu erbringen.

Was haben Sie als Trainer davon weitergegeben? Es gibt schließlich nicht nur einfache Momente, auch wenn es grundsätzlich Spaß macht …

Natürlich nicht. Die schwierigen Momente zu überwinden, sei es nach Niederlagen oder nach anderen Enttäuschungen, ist Teil der sportlichen Erziehung. Als Bundestrainer hatte ich den Vorteil, schon hoch motivierte Sportler im Team zu haben.

Sie halten Vorträge für Manager zum Thema Motivation – was werden Sie am häufigsten gefragt?

Schwer zu sagen. Letztendlich steht allerdings immer die Erkenntnis, dass es viele Parallelen zwischen Sport und Wirtschaft gibt. Man kann zwar nicht alles eins zu eins übertragen, aber es gibt schon viele Ähnlichkeiten. Schließlich geht es immer um den Menschen.

Welche Parallelen zum Beispiel?

Wie und nach welchen Kriterien stelle ich ein Team zusammen? Wie gehe ich mit Menschen um? Das betrifft den Bereich der Führung. Oder eben die Motivation: Im Sport wie im Job muss erst einmal die Eigenmotivation stimmen. Da helfen keine Prämien et cetera, diese Grundmotivation muss da sein. Im Sport nennen wir das “positive Verrücktheit”, eben die Verrücktheit, ein bisschen mehr zu machen. Der, der nur nach Plan arbeitet, wird nie ein Überragender werden.

Klar, eine gewisse Leidenschaft sollten Mitarbeiter und Sportler mitbringen, um erfolgreich zu sein. Aber wie bringt man Menschen zu Höchstleistungen?

Die Rahmenbedingungen sind entscheidend. So ist es beispielsweise wichtig, klare Ziele zu setzen. Diese Zielvorgaben müssen natürlich auch realistisch sein. Letztendlich gilt es, ein gutes Umfeld zu schaffen, so dass diese gesetzten Ziele auch erreicht werden können. Das heißt, es muss eine Vertrauensbasis da sein, vor allem zu der Führungskraft. Es ist wichtig, den Menschen einerseits gewisse Freiheiten zu lassen, andererseits das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Diesen Spagat muss man irgendwie schaffen. Aber alles kann man nicht auf Zentimeter genau vorhersagen. Dafür benötigt man Fingerspitzengefühl. Im Sport wird ja häufig von den tollen Ansprachen der Trainer in der Kabine gesprochen. Das geht ja hin bis zum “Chacka Chacka”, was wir früher erlebt haben.

“Chacka Chacka”?

Damit meine ich die laute Ansprache der nicht immer ganz seriös arbeitenden Motivationstrainer. Dieser Einfluss wirkt aber nur kurz.

Wie sind Sie vorgegangen?

Klar kann das mal die Ansprache sein. Die wird unter Umständen, je nach Zustand der Mannschaft, auch mal lauter. Vielleicht wird auch mal ein Spieler persönlich angesprochen, um ihn aus der Reserve zu locken. Aber für mich sind Rahmenbedingungen und Umfeld wesentlich wichtiger. Ich habe kürzlich das DFB-Pokalspiel in Berlin gesehen. Was mit der Mannschaft des FC Bayern München innerhalb eines Jahres passiert ist, Wahnsinn. Die Mannschaft ist zusammengewachsen, da ist eine Gesamtharmonie, die nötig ist, um Erfolg zu haben.

Funktionierende Teams sind wichtig für den Erfolg eines Unternehmens und für das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Wie schafft man ein gutes Team?

Es ist wichtig, jedem klarzumachen, dass er für den Erfolg des Teams mit zuständig ist, seine Stärken einbringen muss. Da entsteht Selbstverantwortung, weil jeder in die Pflicht genommen wird. Da entsteht aber auch Spaß an der Sache! Wenn ich mit Freude an die Sache gehe, bringe ich eine bessere Leistung, als wenn es nur um reine Pflichterfüllung geht.

Zur Person: Heiner Brand war von 1997 bis 2011 Bundestrainer der Handballnationalmannschaft. Der erfolgreiche Sportler ist heute Manager beim Deutschen Handballbund. Zudem hält er in Unternehmen Vorträge zu Themen wie Motivation, Teambuilding und Teammanagement.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Employer Branding. Das Heft können Sie hier bestellen.

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