New Normal als Chance für Frauen?

„GWPR Annual Index“

Zwei von drei Kommunikationsprofis sind weiblich, doch diese Realität wird in Führungsetagen kaum abgebildet. Ein Umstand, den Kommunikationsverantwortliche weltweit anprangern, wie eine Umfrage der Organisation „Global Women in PR“ (GWPR) zeigt. Die globale Organisation, die Frauen in Führungspositionen in den Bereichen PR und Kommunikation fördern will, hat gemeinsam mit dem britischen Marktforschungsunternehmen Opinium im August und September 2020 Kommunikationsverantwortliche aus Unternehmen und Agenturen in 16 Ländern zur geschlechterspezifischen Arbeitswirklichkeit befragt.

Die Ergebnisse der Online-Umfrage sind mit 387 Befragten (86 Prozent Frauen), darunter 64 aus Deutschland, zwar nicht repräsentativ. Dennoch ist bemerkenswert, wie groß der Konsens darüber zu sein scheint, dass zu wenig für die Förderung von Frauen in PR-Führungspositionen getan werde. 89 Prozent der Befragten stimmten dieser Aussage zu, in Deutschland gar 100 Prozent der Befragten.

Flexible Arbeitsbedingungen wichtigster Faktor

Knapp mehr als die Hälfte der Befragten in Deutschland waren zum Zeitpunkt der Umfrage selbst in Führungspositionen. Fast alle der Befragten (94 Prozent) in Deutschland gaben an, sich eher für einen Job zu entscheiden, der flexible Arbeitsbedingungen bietet (weltweit 69 Prozent).

Ein Mangel an flexiblen Arbeitszeiten ist 73 Prozent der Befragten in Deutschland (weltweit 67 Prozent) zufolge ein Grund dafür, dass Frauen nicht in Führungspositionen aufsteigen. So sehen mehr als drei Viertel hierzulande (77 Prozent, weltweit 63 Prozent) flexiblere Arbeitsbedingungen als wichtigste Initiative, um Frauen in ihrer Karriere voranzubringen. Ebenso viele glauben, dass geteilte Elternzeit eine entscheidende Maßnahme zur Förderung von Frauen sei (weltweit 50 Prozent).

Die Corona-Krise hat den Trend zur flexiblen Arbeit beschleunigt. Bringt also die „Neue Normalität“ mehr Frauen in Führungspositionen? Cornelia Kunze, erste Vorstandsvorsitzende von GWPR Deutschland, sieht das kritisch: „Wir sollten uns nichts vormachen – flexible Arbeitszeiten und Work from Anywhere werden nicht ausreichen, um mehr Frauen in unserem Beruf an der Spitze zu sehen. Es geht darum, Mindset und Kultur zu verändern, darum, dass Frauen und Männer mit gleichen Maßstäben gemessen werden, gleichermaßen gesehen werden und für gleiche Leistung gleich bezahlt werden. Da geht noch mehr.“

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