Gelöschte China-Kritik: Zensurvorwürfe gegen Tiktok

Vermeintliches Make-up-Tutorial

Bei Teenagern ist Tiktok derzeit die beliebteste App; auch immer mehr Unternehmen nutzen das Netzwerk für ihre Kommunikation. Eine virales Video, in dem eine amerikanische Jugendliche auf die Behandlung der Uiguren in China aufmerksam machte, brachte die Plattform in den vergangenen Tagen jedoch in Erklärungsnot. Die Verfolgung der Uiguren in China ist zwar schon seit Jahren bekannt, gelangte diesen Monat jedoch aufgrund einiger Leaks von chinesischen Regierungsdokumenten wieder in den Fokus der Öffentlichkeit.

Die dreiteilige Videoreihe der 17-jährigen Feroza Aziz, die sie am 23. November zu posten begann, kommt zunächst wie ein einfaches Make-up-Tutorial daher, wie es in den sozialen Medien unzählige weitere gibt. Tatsächlich demonstriert Aziz darin zunächst die richtige Verwendung einer Wimpernzange, wechselt dann jedoch abrupt das Thema: „Informiert Euch darüber, was gerade in China passiert, wie sie dort Konzentrationslager errichten, unschuldige Muslime hineinwerfen, Familien voneinander trennen (…).“

Laut Aziz erkenne die Öffentlichkeit den Ernst der Lage nicht – niemand spreche darüber. Ihre Follower will sie dazu animieren, sich und andere über die Situation der Uiguren zu informieren. Das ungewöhnliche Format wählte sie laut eigenen Angaben, weil Tiktok ihren Account in der Vergangenheit bereits einmal gelöscht hatte.

Das Video ging viral, erhielt auf der Plattform über eine Million Views und rund 500.000 Likes. Zwei Tage nach Veröffentlichung ihres ersten Videos verkündete Aziz via Twitter, dass Tiktok ihr Konto für einen Monat gesperrt habe. „Sie werden mich nicht zum Schweigen bringen“, fügt sie hinzu.

Tiktok gibt sich schuldbewusst

In einem Statement bestätigte das Netzwerk zwar die Suspension, bestreitet jedoch einen Zusammenhang mit ihren politischen Kommentaren. Man habe vielmehr das von ihr verwendete Smartphone gesperrt, da es mit einem ihrer früheren, bereits gesperrten Accounts verbunden sei. Die Videos habe man entfernt, jedoch nur für einen Zeitraum von 50 Minuten. Hier handele es sich um „menschliches Fehlverhalten“.

Nachdem mehrere englischsprachige Webseiten über den Vorfall berichtet hatten, entschuldigte sich das Netzwerk schließlich am Mittwochabend bei Aziz für die Suspension und kündigte an, die Accountsperrung rückgängig zu machen. In dem Statement schreibt Eric Tan, Head of Safety bei Tiktok, die Plattform sei in Bezug auf die Einhaltung von Richtlinien sowohl auf Technologie als auch auf menschliche Moderatoren angewiesen.

„Wir geben zu, dass dieser Prozess manchmal nicht perfekt sein wird. Menschen machen gelegentlich Fehler“, wie es im Fall von Aziz‘ Video geschehen sei. Das Unternehmen nehme seine Verpflichtung ernst, solche Fehler zügig zu beheben und Verantwortung dafür zu übernehmen.

Die Kontroverse fällt mitten in eine Sicherheitsüberprüfung von Tiktok durch die US-Regierung. Die App gehört seit 2017 zum chinesischen Technologiekonzern Bytedance. Kritiker haben Bedenken wegen des Schutzes von US-Nutzerdaten vor chinesischen Behörden. Auch die Möglichkeit, das Unternehmen könnte Inhalte der App zensieren, steht im Raum. Tiktok hält daran fest, Inhalte nicht “basierend auf politischen Angelegenheiten oder Sensitiväten” zu moderieren.

 

 

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