Finstere Komplizenschaften: Eine Glosse zur Kooperation von Shell und Lego.

Eine Partnerschaft von Lego und Shell, das ist imagemäßig ein wenig so, als würde sich Bambi mit Stalin verbrüdern. Oder Kevin von der Kinderschokoladenpackung plötzlich ein Bündnis mit Darth Vader eingehen. Dennoch hat es sich der international gefeierte Klötzchenproduzent nicht nehmen lassen, für den Mineralölkonzern eine eigene Modellreihe zu produzieren. Seit 2011 besteht die Kooperation der beiden Unternehmen zusammen mit dem Auto­hersteller Ferrari. Infolge dieser wurde unter anderem im Legoland aus den Bausteinen eine Shell-Tankstelle errichtet, damit den Plastikflitzern auch ja nicht der imaginäre Sprit ausgeht. Dank der mit dem hübschen Muschel-Logo verzierten Steinchen lernen schon unsere Kleinen, wie gut es für den Planeten ist, wenn allerorten das schwarze Gold lustig aus dem ­Boden blubbert.

Apokalypse in buntem Plastik

Darüber weniger amüsiert war Greenpeace. Das Enfant ­terrible der Erdenrettung ­bekämpfte sogleich ­Feuer mit Feuer und kreierte nun einen eigenen Spot mit den bunten Steinen. Hier tummeln sich in eisblauer ­Kulisse zunächst eine niedliche Eisbär­familie, ein Rudel putziger Plastikwölfe und ein fröhlich angelnder Inuit. Bevor rot-gelbe Shell-Bohrer ans Werk gehen und Tiere und Menschen (darunter sogar der Weihnachtsmann!) in dunkler Flüssigkeit ertrinken. Die Botschaft: Unterzeichnen Sie eine Petition gegen die Kooperation von Kinderspiel und Umweltsünde. Ziemlich gut gemacht und bestimmt aufmerksamkeitserregend, wie die meisten ­Lego-Stop-Motion-Videos. Am Ende, Sie ahnen es, bleibt aber noch eine Frage offen: Wann schieben endlich die Tierschützer der ­Organisation PETA ein Lego-Video hinterher, um den grausamen Inuit mit der Angelrute vom Veganertum zu überzeugen?

 

Das Lego-Stop-Motion-Video von Greenpeace

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe PR und Sprache. Das Heft können Sie hier bestellen.

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