Digitale Revolution – Last und Lichtblick in der Krise

Jahrbuch für Journalisten 2015

„Die digitale Revolution ist ein Segen für den Journalismus“, rühmt Mathias Müller von Blumencron, Chefredakteur für „Digitale Medien“ bei der „FAZ“, euphorisch die Rolle der zunehmenden Digitalisierung. Wie sich Journalisten den digitalen Herausforderungen stellen und wo die künftigen Medientrends liegen, zeigen zahlreiche Autoren, darunter Frank-Walter Steinmeier, Bernd Pörksen und Anton Hunger, im „Jahrbuch für Journalisten 2015“.

Die Digitalisierung hat die gesamte Medienbranche umgekrempelt. Vielerorts ist von einer Medienkrise und neuen Herausforderungen die Rede. Doch ist es die zunehmende Digitalisierung, die für die Krise verantwortlich ist? „Vielleicht haben wir es ja auch mit einer fortscheitenden Entpolitisierung der Gesellschaft zu tun“, schlägt Jürgen Scharrer, Chefreporter von „Horizont“, Alarm.

Journalismus im Wandel

 „Es war eine historische Fehlentscheidung, journalistische Inhalte online kostenfrei anzubieten“, bilanziert Volker Lilienthal, Inhaber der Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur und räumt den Medienhäusern zumindest eine Teilschuld an der Medienkrise ein. Von einer Krise will Jeffrey Alexander, Professor für Soziologie an der Yale-Universität von New Haven, hingegen nichts wissen: „Die Krise ist ein Hirngespinst“, betont er und verweist auf die Möglichkeiten, die die zunehmende Digitalisierung mit sich zieht.

Dank digitaler und mobiler Vernetzung ist die Berichterstattung noch nie aktueller, schneller und vor allem vielfältiger gewesen als heute. Journalisten können Texte mit Fotos, Grafiken und Videos mischen und Beiträge vielschichtig wirksam machen.

 „Die Dramaturgie des Digitalen“

Das „Jahrbuch für Journalisten 2015“ hat grundverschiedene Ansichten über die digitale Entwicklung und ihre Auswirkungen auf die Medienbranche zusammengetragen. Es gibt viele positive aber auch kritische Anmerkungen: Mathias Müller von Blumencron fragt sich etwa auch, ob „eine Gesellschaft an zu viel Information ersticken“ kann.

Und es gibt weitere Bedenken. Der langjährige Porsche-Kommunikationschef und Journalist Anton Hunger etwa warnt vor einer Flucht in die Welt des Digitalen und mahnt: „Wer nicht mehr hinausgeht oder nicht mehr telefoniert, verliert den Bezug zur Wirklichkeit“.

Fazit

Dieses Jahrbuch bietet nicht nur für Journalisten einen Mehrwert, sondern für alle, die sich für Medien und die digitale Welt interessieren. Eine bunte Mischung äußerst subjektiver und gegenteiliger Ansichten über die Entwicklung und Perspektiven der Medienbranche.

Johann Oberauer (Hrsg.): Jahrbuch für Journalisten 2015. Oberbauer Medienfachverlag. 19,50 Euro.

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