Die Gewinner des PR-Februar 2019

Monatsbilanz

Platz 1: Die Feuerwehren

Eins. Eins. Zwei. 112. Am Tag des europäischen Notrufs – eben am 11.2. – starteten rund vierzig Berufsfeuerwehren aus ganz Deutschland eine Social-Media-Kampagne, die fast 24 Stunden vor allem Twitter-Deutschland in Blaulicht und Sirenenklänge tauchte. Das Ziel des „Twittergewitters“ unter #112live? Mit Liveberichten zu Feuerwehreinsätzen und jeder Menge Informationen den europaweit gültigen Notruf 112 zu promoten.

Das gelang ganz hervorragend – vor allem dank guter Absprachen und Planung durch die Feuerwehr-Pressesprecher von Aachen bis Wuppertal. Niemand, der am 11. Februar in den sozialen Medien unterwegs war, dürfte diesen Kommunikations-Coup der Feuerwehrleute verpasst haben. Der Februar-PR-Gewinner des pressesprecher!
 

(c) Getty Images/Marcus Millo

 

Platz 2: Antje Neubauer

Loslassen ist eine Kunst. Seit zwölf Jahren arbeitet Antje Neubauer bei der Deutschen Bahn; seit 2017 leitet sie PR und Marketing des Konzerns. Bald nicht mehr. Auf eigenen Wunsch nimmt sie ab Sommer eine Auszeit von unbestimmter Länge. Hört sich wie ein normales Sabbatical einer Führungskraft an: Ist das wirklich ein Gewinnerthema? Es ist – denn wie selbstbestimmt, reflektiert und authentisch solch ein Karriereschritt in die nur vermeintlich falsche Richtung ablaufen kann, bewies Antje Neubauer im Februar in einem bemerkenswert offenen Interview bei Zeit Online.
 

Platz 3: Das Römisch-Germanische Museum Köln

Geschichten, die das Leben Internet schreibt. Ein Kölner Junge, Oskar, gerade sechs Jahre alt, findet beim Buddeln im Garten eine glänzende, anscheinend sehr alte Scherbe. Große Aufregung, große Kinderaugen! Vielleicht ein Überbleibsel aus der Römerzeit? Vielleicht eine Spur zu einem antiken Schatz? Vielleicht ein spannendes Geheimnis? Gemeinsam mit seinem Vater schreibt Oskar einen Brief ans Römisch-Germanische Museum und bittet um Hilfe.

Als Museum kann man solch ein Schreiben belächeln und weglegen. Man kann das Kind allerdings auch ernst nehmen, die Scherbe analysieren und sich die kleine Mühe machen, eine Antwort an den Jungen zu schreiben. Nein, einen Römerschatz hat Oskar leider nicht gefunden, erklären ihm die Museumsmitarbeiter freundlich. Aber das Bruchstück eines Rohrs aus Ton, bestimmt über 100 Jahre alt, aus dem 19. Jahrhundert. Damals gab es noch nicht einmal den Begriff „Public Relations“, das Wort „Miteinander“ dagegen schon.

 

(c) Getty Images/start08

 

Platz 4: Angela Merkel

Loslassen ist eine Kunst, Beispiel zwei. Schon im Januar hatte sie es angekündigt, im Februar machte die Noch-Bundeskanzlerin und Ex-CDU-Chefin dann ernst mit „Digital Detox“: Sie schloss ihre Facebook-Fanpage. Aus, Schluss, vorbei, „liebe Facebook-Gemeinde“. Ausgerechnet am 15. Geburtstag des Social Networks.

Wie viele der rund 2,5 Millionen Menschen, die Merkel auf Facebook folgten, nach Löschung der Seite orientierungslos durchs Netz stolperten, ist nicht bekannt. Eine Flüchtlingswelle scheinen Seiten wie „Angela Merkel Fanclub“ (285 Mitglieder) oder „Frau Dr. Angela Merkel FanCLUB“ (117 Mitglieder) jedenfalls nicht gerade verzeichnet zu haben. Außerdem legt sich Merkel – sehr überraschend – nicht ganz eindeutig fest in Sachen Social-Media-Diät: Ihren Bundeskanzlerinnen-Instagram-Account hat sie behalten.
 

Platz 5: Greta Thunberg

“Sie haben Feinde? Gut. Das bedeutet, dass Sie für etwas eingestanden sind, irgendwann in ihrem Leben.” Winston Churchill, natürlich.

„Feinde“ ist vielleicht ein zu starkes Wort für all jene, die sich von der 16-Jährigen schwedischen Klimaaktivisten Greta Thunberg genervt fühlen – aber auch nur vielleicht. Gegner, Angreifer, Kritiker, Kontrahenten sind es in jedem Fall, und es sind viele. Eine bemerkenswert große Anzahl an Politikern und Journalisten fühlte die dringende Notwendigkeit, sich an der Jugendlichen Greta abzuarbeiten. Ahnungslos! Renitent! Unverschämt! Jung! Und dann auch noch bei solch einem Thema wie dem Klimawandel, das haben die Alten und Etablierten doch absolut im Griff. Lern erstmal was, Mädchen!

Greta Thunberg ist dennoch eine Gewinnerin, denn neben all diesen „Feinden“ hat sie eine Menge Freunde und Anerkennung gewonnen und dazu beigetragen, viele Tausend Jugendliche aus ihrer gefühlten Klima-Ohnmacht zu wecken. Das muss man erstmal schaffen.
 

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