„Beim MDR verwischen die Grenzen nach ganz rechts"

Sender in der Kritik

Der MDR sorgte während seiner Berichterstattung über die Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg am Sonntag für Aufsehen. Moderatorin Wiebke Binder irritierte mit Äußerungen über die AfD. So bezeichnete Binder, die abseits von Wahlen als Ansagerin der Nachrichtensendung MDR aktuell arbeitet, die Partei als bürgerlich.

Im Interview mit Marco Wanderwitz, Mitglied der sächsischen CDU und Bundestagsabgeordneter, behauptete Binder: „Eine stabile Zweierkoalition, eine bürgerliche, wäre theoretisch ja mit der AfD möglich.” Wanderwitz reagierte prompt und wies die Moderatorin darauf hin, dass eine Koalition mit der AfD „keine bürgerliche Koalition” wäre. Die AfD gilt als rechtspopulistisch, nicht aber bürgerlich.

Auf den Vorwurf des sächsischen AfD-Vorsitzenden Jörg Urban, gegen die AfD sei “eine mediale Kampagne” gefahren wurden, sagte sie: „Ich denke, wir haben sehr viel über die AfD berichtet, da war schon viel zu erzählen, und auch viel unterschiedliches.” Urban fragte nach: „Positives?“ Die Moderatorin antwortete: „Positives, auf jeden Fall!“

„Verantwortungsloser Journalismus”

Für beide Äußerungen steckt Binder Kritik ein. In den sozialen Medien distanzieren sich Kollegen. Übermedien-Journalist Stefan Niggemeier fragte: „Die ARD nennt eine CDU/AfD-Koalition eine “bürgerliche Koalition”?” Arnd Henze vom WDR twittert: „Nein: nicht “DIE ARD”. Viele Mitarbeitende werden über diese Aussage der #MDR-Moderatorin genauso irritiert sein wie Sie! Aber beim #MDR verwischen nicht zum ersten Mal die Grenzen nach  ganz rechts!”

Nein: nicht „DIE ARD“. Viele Mitarbeitende werden über diese Aussage der #MDR-Moderatorin genauso irritiert sein wie Sie! Aber beim #MDR verwischen nicht zum ersten Mal die Grenzen nach ganz rechts! https://t.co/X88iwTjrOY

— Arnd Henze (@arndhenze) September 1, 2019

Georg Kurz, Mitglied im Grünen-Bundesjugendvorstand fordert vom MDR eine verantwortungsvollere journalistische Arbeit. „@ARD_Presse könnt ihr bitte endlich aufhören, eine Regierungsbeteiligung der #AfD in #Sachsen wiederholt als “stabile” Lösung herbeizureden? Das ist echt selten verantwortungsloser Journalismus.#Sachsenwahl”, schreibt Kurz auf Twitter.

Der Sender reagierte auf die Kritik, ebenfalls über Twitter, und relativiert. „Zur Sendung “Landtagswahl in Sachsen und Brandenburg” @DasErste: Unter dem enormen Stress einer Live-Sendung bei einer solchen Doppelwahl mit ständig neuen Ergebnissen und wechselnden Konstellationen kann es zu Missverständnissen kommen und können Unschärfen passieren.”

Zur Sendung “Landtagswahl in Sachsen und Brandenburg” @DasErste: Unter dem enormen Stress einer Live-Sendung bei einer solchen Doppelwahl mit ständig neuen Ergebnissen und wechselnden Konstellationen kann es zu Missverständnissen kommen und können Unschärfen passieren @mdrde

— MDR Presse (@MDRpresse) September 1, 2019

Inwieweit der MDR die Kritik an seiner Berichterstattung tatsächlich ernst nimmt, kann schon im Oktober beobachtet werden. Am 27. Oktober wählt Thüringen einen neuen Landtag.

 

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