„Der Kommunikator ist mehr als nur ein Sprachrohr“

BdKom-Präsidentin Regine Kreitz

Frau Kreitz, der BdP wird zum BdKom. Warum?

Regine Kreitz: Weil die Zeit dafür reif ist. Bei der Umbenennung geht es ja nicht darum, einfach mal ein neues Label auf den Verband zu kleben.  Was die Mitgliederversammlung am 11. September nach ausführlicher Diskussion beschlossen hat, ist das Ergebnis eines Markenprozesses. Dass wir unsere Marke weiterentwickeln müssen, war seit einer Weile offensichtlich. Schon länger gab es klare Hinweise darauf, dass die Identifikation mit der Bezeichnung „Pressesprecher“ abnimmt. Mehr und mehr Mitglieder empfinden den Begriff als zu eng. Und viele Nicht-Mitglieder, die als Kommunikatoren in Unternehmen und Organisationen arbeiten, fühlen sich zunächst gar nicht angesprochen.  Man muss erst erklären, dass wir, trotz des Namens, der Verband für alle Kommunikationsdisziplinen sind.

Kurzum: Der Name „Bundesverband deutscher Pressesprecher“ beschreibt nicht mehr passend, wer wir sind. Das haben wir im Zuge des Markenprozesses unter der Leitung von Marion Danneboom über knapp zwei Jahre klar herausgearbeitet.

Wie genau gingen Sie dabei vor?

Wir haben mit professioneller Unterstützung die für Markenkern und Markenwerte entscheidenden Fragen gestellt: Was macht uns glaubwürdig?  Was macht uns attraktiv? Und was differenziert uns vom Wettbewerb?  Mithilfe zahlreicher Interviews und intensiver Workshops haben wir hier ein sehr stimmiges Bild herausgearbeitet: Wir sind das Netzwerk für Kommunikatoren aus Unternehmen und Organisationen und machen uns als Bundesverband für den Berufsstand stark. Dieses Angebot kommt an, es ist glaubwürdig und attraktiv. Nur der Name reflektiert nicht mehr das, was uns ausmacht.

Warum ist der Begriff „Pressesprecher“ für Ihren Verband überholt?

Wir führen regelmäßig Studien zur Entwicklung des Kommunikationsberufs durch und verfügen daher über einen sehr großen Datenschatz. Die Aufgaben und auch das Selbstverständnis der Berufsangehörigen haben sich weiterentwickelt. Neben der – nach wie vor wichtigen – Funktion des Pressesprechers gibt es viele weitere Funktionen, ohne die Kommunikation heute überhaupt nicht mehr denkbar ist, beispielsweise in den Bereichen Social Media, Digital Content oder interner Kommunikation. Natürlich gibt es diese Funktionen nicht erst seit gestern, aber sie haben in den letzten Jahren massiv an Bedeutung gewonnen. Der Bereich, den wir abdecken, ist durch den Begriff „Pressesprecher“ einfach nicht mehr komplett repräsentiert – darauf haben wir reagiert. Das einstimmige Votum in der Mitgliederversammlung im September zeigt, dass wir da richtig liegen.

Und BdKom wird übrigens nur für uns stehen. Die Abkürzung „BdP“ hatten wir nämlich nie exklusiv. Wir teilen sie mit Pfadfindern, Psychologen und Pflanzenzüchtern. Also, auch SEO-mäßig wird es leichter. (lacht)

BdKom heißt „Bundesverband der Kommunikatoren“. Warum gerade dieser Name?

Der Fokus liegt auf der Kurzform BdKom. Die ist für die meisten sofort verständlich. Hinzu kommt unser Claim „Kommunikation verantworten“, der eine Wertorientierung ausdrückt und als Bestandteil des Markenauftritts gestärkt werden soll. In der Langform haben wir uns für die Auflösung „Kommunikatoren“ entschieden, weil dieser Begriff nach außen verständlich und nach innen integrierend ist. In einer Online-Umfrage identifizierten sich Kolleginnen und Kollegen mit und ohne Führungsverantwortung gleichermaßen mit dieser Bezeichnung. „Kommunikatoren“ ist ein inklusiver Begriff.

Allerdings war diese Entscheidung überhaupt nicht leicht. Wir haben in Präsidium, Gesamtvorstand und Landesgruppen sowie auf der Mitgliederversammlung am 11. September ausführlich und kontrovers diskutiert und am Ende per Hammelsprung entschieden, um die Zweidrittel-Mehrheit, die es für eine Änderung der Satzung braucht, zweifelsfrei festzustellen.

Ging es dabei auch um die Frage der Genderneutralität?

Ganz genau, damit haben wir uns intensiv befasst. Am Ende fiel die Wahl auf „Kommunikatoren“ für die Langform des Namens, in die wir ausdrücklich alle Geschlechteridentitäten einschließen. Denn bislang hat sich von der Vielzahl der Möglichkeiten – Gender-Gap, Unterstrich, Binnen-I, Asterisk und so weiter – keine durchgesetzt. Wir brauchen aber eine dauerhafte Lösung, die auch unseren hohen Anspruch an Verständlichkeit, Schreib- und Sprechbarkeit erfüllt. Zudem wird in der Außendarstellung die genderneutrale Kurzform „BdKom“ im Vordergrund stehen.

Inwiefern hat sich das Selbstverständnis der Kommunikatoren in den letzten Jahren verändert?

Das ist eine wirklich interessante Entwicklung: Kommunikations-Profis sehen sich heute nicht mehr vorwiegend als Sprachrohr einer Organisation, sondern als Mittler zwischen Organisation und Öffentlichkeit. Das hat unsere Berufsfeldstudie 2018 ergeben. In zweiter Linie sehen sie sich als Beratende von Geschäftsführung und Vorstand. Erst an dritter Stelle kommt die Sprecher-Funktion.  Dieses Ergebnis bringt wirklich auf den Punkt, wie sich das Berufsbild gewandelt hat.

Und welche Veränderungen stehen dem Beruf in der nächsten Zeit noch bevor?

Meiner Meinung nach stehen wir nicht unmittelbar vor der großen Disruption – aber natürlich wird KI einen Wandel herbeiführen. Für mich ist hier die Kernfrage, ob es gelingen wird, verantwortungsvoll mit Daten umzugehen. Diese Frage ist keineswegs nur für die Kommunikation bedeutsam, aber eben auch. Was durch Cambridge Analytica in den USA und in Großbritannien, soweit man es weiß, ermöglicht wurde, lässt einen erschauern. Ein Negativbeispiel, aus dem wir nachhaltige Lehren ziehen müssen.

 

 

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