Corona: WPK kritisiert Wissenschafts-Pressestellen

Wissenschaftsjournalismus

Die Corona-Pandemie stellt hohe Anforderungen an Politik und Wissenschaft – aber auch an die Presse. Insbesondere der Wissenschaftsjournalismus soll Fake News und Falschmeldungen eine seriöse und fundierte Berichterstattung entgegensetzen – ist dafür jedoch auf die Kooperation von Gesundheitsbehörden, Kliniken und Forschungsinstituten angewiesen.

Angesichts der angespannten und unvorhersehbaren Lage blieb diese Kooperation in letzter Zeit offenbar häufig auf der Strecke. Die WPK (Wissenschafts-Pressekonferenz), der Berufsverband der Wissenschaftsjournalist:innen, fordert daher nun in einem offenen Brief die einschlägigen Einrichtungen zur besseren Zusammenarbeit mit Journalist:innen auf.

In dem mit „Journalisten müssen recherchieren können“ betitelten Schreiben fordert die WPK insbesondere für Wissenschaftsjournalist:innen einen verlässlichen Zugang zu relevanten Institutionen und Expert:innen. Nur so sei eine tiefgründige Berichterstattung möglich, könnten neue Entwicklungen kritisch eingeordnet und Falschnachrichten ausgehebelt werden.

Dazu gehöre, dass die Pressestellen der Einrichtungen für Journalist:innen erreichbar seien und Anfragen zeitnah beantworten. Auch in Zeiten des verordneten Homeoffice sollten die technischen Voraussetzungen dafür gegeben sein, so die WPK. Offenbar ist das derzeit nicht überall der Fall: So scheine beispielsweise die Pressestelle des Robert-Koch-Instituts überlastet; beim Bundesgesundheitsministerium seien teilweise die Telefonleitungen ausgefallen.

Weiterhin fordert die WPK regelmäßige digitale Pressekonferenzen, die es Journalist:innen erlauben, ihre Fragen aus der Ferne und interaktiv zu stellen. Zwar veranstalte das RKI zwei Pressekonferenzen pro Woche; allerdings müssten hier die Fragen schriftlich eingereicht werden, Nachfragen seien erst drei oder vier Tage später möglich. Das reiche für den erheblichen Informationsbedarf zu diesem komplexen Thema nicht aus, so die WPK.

Insbesondere Wissenschaftsjournalist:innen sollten darüber hinaus auch dann zeitlich begrenzten Zugang zu einschlägigen domainspezifischen Expert:innen erhielten, wenn diese anderweitig stark eingebunden seien, heißt es in dem Schreiben. Stattdessen gebe derzeit an vielen Stellen höchstens die Pressestelle oder die Leitungsebene öffentliche Auskünfte – Forschende und Expert:innen aus den Häusern seien häufig nicht erreichbar.

 

 

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