Bundespressekonferenzen bleiben Präsenz-Veranstaltungen

Politische Kommunikation

Während des aktuellen Lockdowns ist die zulässige Personenzahl bei Veranstaltungen in Innenräumen und Außenbereichen stark eingeschränkt. In Berlin dürfen öffentliche Veranstaltungen in geschlossenen Räumen nur noch mit maximal 20 Personen stattfinden. Weiterhin gibt es montags, mittwochs und freitags Pressekonferenzen mit den Sprecherinnen und Sprechern der Bundesministerien – als Präsenz-Veranstaltungen. Am 21. Januar stellte sich ausnahmsweise Bundeskanzlerin Angela Merkel den Fragen der Hauptstadtpresse. Einen Tag später informierten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, RKI-Präsident Lothar Wieler und der Charité-Virologe Christian Drosten im Gebäude am Schiffbauerdamm über den Status-quo der Pandemie.

Die Bundespressekonferenz (BPK) hat als Verein rund 900 Parlamentskorrespondent*innen als Mitglieder. Die Pressekonferenzen bieten Medienvertretern aktuell eine der wenigen Möglichkeiten, Fragen an die Sprecherinnen und Sprecher der Ministerien oder direkt an die Ministerinnen und Minister zu richten. Wäre es unter Infektionsschutzgesichtspunkten nicht trotzdem sinnvoll, die Pressekonferenzen ausschließlich digital zu veranstalten? Unternehmen und Verbände machen das ja auch.

Mathis Feldhoff, Vorsitzender des Bundespressekonferenz e.V. und Parlamentskorrespondent des ZDF, verweist auf die Vorteile der Pressekonferenzen als Präsenz-Veranstaltungen. „Der Vorstand der BPK hat sich mit Beginn der Pandemie entschieden, die Pressekonferenzen in der BPK so lange als möglich als Präsenz-PKs abzuhalten“, sagt er. „Unsere Überzeugung und Erfahrung der letzten zehn Monate ist, dass Fragen auf Präsenz-PK’s präziser und direkter sind. Sie tragen so in erheblichem Masse zu unserer Aufgabe bei, Informationen zwischen Regierung und Medien in professioneller Weise auszutauschen.“ Die Argumentation der Regierung könnte so besser nachvollzogen werden, sagt Feldhoff. Bei Online-Pressekonferenzen seien die Möglichkeiten des Nachhakens und Nachfragens limitiert. Auch die Berichterstattung für TV-Medien wäre bei reinen Online-Konferenzen deutlich erschwert.

Zur Merkel-PK kamen 37 Journalisten

Wie viele Journalist*innen kommen aktuell zu den Pressekonferenzen? Feldhoff: „Zurzeit nehmen durchschnittlich neun Korrespondent*Innen an unseren PK’s teil. Im Dezember waren es 6,5“, sagt er. Bei der Pressekonferenz mit Angela Merkel am 21. Januar seien es 37 Teilnehmende statt der sonst üblichen rund 220 gewesen. Auch die Hauptstadtpresse arbeitet derzeit vor allem im Homeoffice. Nicht anwesende Mitglieder der BPK können über ein eigenes Online-Tool Fragen stellen und die Veranstaltung per Stream verfolgen.

Im gesamten Gebäude der Bundespressekonferenz und somit auch im Saal gilt Maskenpflicht – auch beim Stellen der Fragen. Piktogramme und Bodenmarkierungen geben die Laufwege vor. Die Personen auf dem Podium dürfen ihre Masken abnehmen, sobald sie ihren Platz erreicht haben. Die Bundespressekonferenz hat sich aus Gründen des Infektionsschutzes entschieden, die Zahl der an den Veranstaltungen teilnehmenden Ministerien zu reduzieren. Das Familien-, das Verkehrs- und das Umweltministerium seien derzeit seltener als sonst bei den Befragungen zu Gast. Auch ist die Dauer der Pressekonferenzen auf etwa eine Stunde begrenzt. Die Veranstaltung mit Angela Merkel bildete da keine Ausnahme.

Mithilfe von Pool-Lösungen wird zudem die Zahl der anwesenden Journalistinnen und Journalisten weiter reduziert. Für TV-Medien gilt, dass jeweils ein Team der öffentlich-rechtlichen Sender teilnehmen darf. Dazu Phoenix, Privatsender und APTV. Vier freie Fotograf*innen sowie jeweils eine Person von einer Bild- und Nachrichtenagentur sind erlaubt. Reuters, AP, dpa, AFP und Bloomberg erhalten als Nachrichtenagenturen jeweils einen Platz für ihre Mitarbeitenden. Die restlichen Sitzplätze werden über ein Losverfahren verteilt, heißt es im Hygienekonzept der BPK. Berücksichtigt werde zudem der Verein der ausländischen Presse in Deutschland.

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