Autorisierung – nötig oder nervig? Das Vertrauen entscheidet.

Für Kommunikatorin Kristin Breuer zählt vor allem das Vertrauen.

„Ich bin eine überzeugte Anhängerin der Autorisierung von Zitaten. Meine Kollegen aus unserer Firmenzentrale in London sind darüber immer ganz entsetzt. Für sie ist das – wie sie es nennen – „Herumpfuschen” an journalistischen Texten undenkbar. Auch wenn sie dann erfahren, dass dies in der deutschen Presselandschaft üblich ist, sind sie meist dennoch in tiefer Sorge, ob sich die Journalisten dadurch nicht zensiert fühlen könnten. Auf der anderen Seite sind meine britischen Kollegen viel schneller bereit, Heerscharen von Anwälten in Stellung zu bringen, sollte ein Zitat nicht hundertprozentig korrekt wiedergegeben worden sein. Auch die Gesprächsatmosphäre selbst ist meist deutlich angespannter.

Genau das ist der Grund, weshalb ich die Autorisierung von Zitaten insbesondere bei Interviews sinnvoll und hilfreich finde: Ein Interview ist für beide Seiten dann ein Gewinn, wenn sich die Gesprächspartner auf einander einlassen und eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre entsteht. Dafür muss der Interviewte in der Lage sein, Hintergründe und Zusammenhänge offen darlegen zu können. Hier nachträglich die eine oder andere zu salopp getroffene Aussage korrigieren zu können, schafft Freiheit für das Gespräch. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund sich stetig verschärfender Haftungsregeln ermöglicht diese Form des Umgangs bei Unternehmensvorständen häufig überhaupt erst die Bereitschaft, sich unverstellt auf Gesprächspartner einzulassen.

Wichtig ist beim Autorisieren natürlich das Augenmaß: Präzisierung ja, Sinnentstellung nein! Es darf nicht darum gehen, die Geschichte kaputt zu redigieren.

Lassen sich die Beteiligten darauf ein, ist das ein Gewinn für alle: Der Gesprächspartner kann seine Anliegen klarer vermitteln, der Journalist hat die Chance auf eine bessere Geschichte, der Leser bekommt eine spannendere Story und das Medium selbst gewinnt im Idealfall auch noch durch ein besseres Zitate-Ranking.“

 

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Fehler. Das Heft können Sie hier bestellen.

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