ARD erntet Shitstorm wegen AfD-Gast

„Hart aber fair“

Der mutmaßlich rechtsradikal motivierte Mord an CDU-Politiker Walter Lübcke beschäftigt das Land weiterhin. Am heutigen Montag widmet sich auch der ARD-Talk „Hart aber fair“ dem Fall. „Aus Worten werden Schüsse: Wie gefährlich ist rechter Hass?“, so der Sendungstitel.

Die Auswahl der Gäste gibt jedoch zu denken: Neben ARD-Terrorismusexperte Georg Mascolo und NRW-Innenminister Herbert Reul ist auch AfD-Politiker Uwe Junge eingeladen, AfD-Fraktionsvorsitzender im rheinland-pfälzischen Landtag. Zwar sind Vertreter der rechtspopulistischen Partei in Talkshow-Runden längst keine Seltenheit mehr. Junge gilt jedoch selbst innerhalb der Partei als besonders radikal und hat sich durch diverse Provokationen on- und offline den Ruf eines „Scharfmachers“ erarbeitet. 

Der Tag wird kommen, an dem wir alle Ignoranten, Unterstützer, Beschwichtiger, Befürworter und Aktivisten der Willkommenskultur im Namen der unschuldigen Opfer zur Rechenschaft ziehen werden! Dafür lebe und arbeite ich. So wahr mir Gott helfe! https://t.co/xV6D5fZ2t5

— Uwe Junge, MdL (@Uwe_Junge_MdL) 29. Dezember 2017

Der frühere Bundestagsabgeordnete Volker Beck ist laut Junge ein „drogenkonsumierender linker Hetzer und Deutschlandhasser“, die SPD eine „dahinsiechende Sekte“. Besondere Aufmerksamkeit erregte ein Tweet vom Dezember 2017, in dem er allen „Unterstützern der Willkommenskultur“ prophezeite, sie würden „zur Rechenschaft“ gezogen werden.

Die Einladung an Junge, sich zu einem solch sensiblen Thema im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu äußern, löste bei vielen Zuschauern Unverständnis und Ärger aus. Auf diese Weise würden Rechtsextreme gesellschaftsfähig gemacht. Junge sei ein „Hassprediger“, die ARD ein „Steigbügelhalter für die Rechten“. Prominente Stimmen wie Juristin und Bundespräsidententochter Beatrice Weizsäcker, Politikerin Jutta Ditfurth und Schriftstellerin Kathrin Weßling schlossen sich den kritischen Kommentaren an.

In den sozialen Medien hat sich die ARD zu ihrer Entscheidung geäußert: Auf einen kritischen Tweet antwortete man ausweichend: Man bemühe sich, AfD-Vertretern kein Forum für ihre Zwecke zu bieten. Je nach Thema sei es aber nötig, diese selbst zu Wort kommen zu lassen. Auf Facebook wies man darauf hin, dass es sich bei “Hart aber Fair” um eine Diskussionssendung handele, bei der je nach Thema die demokratisch gewählten Parteien zu Wort kämen. Gerade beim aktuellen Thema sei sie von besonderer Relevanz. Noch am Vormittag bewarb die Redaktion die Sendung außerdem auf ihrem eigenen Twitter-Kanal – mit einem Zitat von Uwe Junge.

#hartaberfair heute (1.7.2019) um 21.00 Uhr @DasErste zum Thema: “Aus Worten werden Schüsse: Wie gefährlich ist rechter Hass?” Mit dabei: pic.twitter.com/Y9aypCQd0Q

— hart aber fair (@hartaberfair) 1. Juli 2019

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