AfD mit 85% aller Parteien-Shares bei Facebook

Politische Kommunikation

85 Prozent aller geteilten Facebook-Beiträge von Parteien stammen in Deutschland von der AfD. Das ist das Ergebnis einer Studie von Trevor Davis, politischer Aktivist sowie Forschungsprofessor an der George-Washington-Universität in der US-Hauptstadt, über die Der Spiegel in seiner Ausgabe 18/2019 berichtet.

Davis‘ Auswertung umfasste die Facebook-Präsenzen deutscher Parteien – von zentralen Fanpages der Bundesparteien über Seiten von Landes- und Kreisverbänden und Ortsgruppen bis hin zu persönlichen Accounts von Parteipolitikern. Die AfD betreibt mit etwa 1.500 solcher Seiten mehr als jede andere deutsche Partei. Die SPD kommt auf rund 1.400 Facebook-Präsenzen, die Unionsparteien auf etwa 1.000.

AfD mit sechs Mal mehr “Shares” als andere Parteien zusammen

Im März 2019 wurden Beiträge, die von AfD-Seiten bei Facebook ausgingen, rund 1,8 Millionen Mal bei Facebook geteilt.

Das waren vierundzwanzig Mal mehr Shares als für Beiträge der Partei Die Linke, deren Beiträge rund 75.000 Mal geteilt wurden. Die Grünen mit 67.000 Shares, die SPD (63.000), die Unionsparteien (61.000) und die FDP mit 29.000 folgen laut der Studie auf den weiteren Plätzen.

Insgesamt erreicht die AfD rund sechs Mal mehr Facebook-Shares als alle anderen deutschen Parteien zusammengenommen.

Fotos im Zentrum digitaler Hyperaktivität

Rückgrat der starken AfD-Präsenz in dem sozialen Netzwerk sind vor allem Fotos. Laut Studie veröffentlicht die Partei wöchentlich rund 4.000 Bilder bei Facebook – die meisten davon Symbolfotos versehen mit plakativen Kurzsprüchen zu AfD-Schwerpunkt-Themen wie Migration, Kriminalität, „Klimalüge“ und „Genderwahn“.

Wie der Studienmacher erklärte, entspräche diese Frequenz an Facebook-Foto-Posts dem Niveau einer US-Präsidentschaftskampagne im Endspurt und bedeute ein Vielfaches anderer Parteien in Deutschland.  „Das ist gigantisch und macht mir wirklich Angst“, sagte Davis.

Gelassener sieht der deutsche Politikberater Martin Fuchs die digitale Hyperaktivität der AfD. Die Reichweite der Partei über soziale Medien sei seit längerer Zeit stabil und übertrage sich nicht zwangsläufig in Wahlerfolge, erklärte Fuchs.

Geht rechts alles mit rechten Dingen zu?

Unklar bleibt, wie die AfD es schafft, jeden Tag buchstäblich Hunderte Foto-Beiträge für Facebook zu produzieren, weitaus mehr als jede andere Partei. Neben dem großen Engagement einzelner AfD-Anhänger kämen hierfür laut Spiegel auch Unterstützung von außen sowie Maßnahmen „am Rande des Zulässigen in Frage“.

Zahlreiche AfD-Bilder bei Facebook stammten aus russischen Fotodatenbanken, erklärte Studienmacher Davis. Außerdem deute Einiges darauf hin, dass wenigstens ein Teil der rund 1.500 Fanpages unter Umgehung der Facebook-Richtlinien halbautomatisiert betrieben und dadurch künstlich Fanzahlen, Interaktion und Reichweite erzeugt würden. So wiesen manche der AfD-Präsenzen bei Facebook eine erstaunliche große Anhängerschaft ausgerechnet in Ländern wie der Türkei und Ägypten auf – möglicherweise ein Indiz für gekaufte Fans.

Beim Verteilen von Inhalten der rechtsgerichteten Partei bei Facebook läuft nicht immer alles korrekt ab. Dies bewies zuletzt der AfD-Kreisverband Darmstadt mit einer peinlichen Selbstlob-Panne.