Ausgabe: 1 | 2012

PR und Sprache

Wie uns der Schnabel gewachsen ist

 

Auf die Beschimpfungen im Facebook-Auftritt des FC Bayern München musste man nicht lange warten. Innerhalb weniger Minuten hatten bereits einige hundert Fans des Bundesligisten ihrer Enttäuschung Luft gemacht. „Einfach nur billig“, gehörte da zur harmlosen Variante. Bayern hatte zahlreiche Fans und Medienvertreter zu einer live übertragenen Pressekonferenz auf seine Facebookseite geladen. „Es wird eine spektakuläre Neuverpflichtung für den Offensiv-Bereich sein“, hatte Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger versprochen. Auf der Pressekonferenz stellte er aber keinen Spitzenspieler, sondern eine neue Fan-Aktion vor. „Jeder einzelne FCB-Fan ist die ‚spektakuläre Neuverpflichtung‘, unser zwölfter Mann“, verkündete der Verein. „Spektakuläre Neuverpflichtung“: Mit einem einzigen Satz beging der FC Bayern gleich zwei fundamentale Kommunikationsfehler. Er hatte erstens Erwartungen geweckt, die er gegenüber Fans und Medien nicht einhalten konnte. Zweitens erlag auch Nerlinger dem zweifelhaften Zauber einer Phrase. Wie ‚innovativ‘, ‚authentisch‘ oder ‚Marktführer‘, hat sich auch ‚spektakulär‘ zu einer inhaltsleeren Floskel entwickelt. Verständlich, dass viele Fans des Clubs sauer reagierten. Warum aber ausgerechnet verbale Ausfälle von Fans Unternehmen zu einem besseren und verständlichen Ausdruck anregen können, erfahren Sie in unserer Titelgeschichte ab Seite 18. Die Redaktion wünscht viel Spaß beim Lesen. Mit dieser Ausgabe geht übrigens auch unsere neue Webseite an den Start. Dort erwarten Sie ab sofort aktuelle Meldungen und Debatten aus der Branche, die neuesten Personalien und eine Jobbörse für PR-Profis.

Artikel aus dem Magazin PR und Sprache