Speakersnight: Die lange Nacht der Gewinner

Die Ladies tauschten schnell im Taxi bequeme Loafer gegen High Heels, die Herren blieben beim schwarz-weißen Kommunikatoren-Outfit und legten vielleicht noch die Krawatte an: Willkommen bei der Speakersnight! Im Stage Theater am Potsdamer Platz standen die Sprecher Schlange, um die Branche und sich selbst zu feiern.

Foto: Laurin Schmid

Wussten Sie, dass unser Moderator, Jörg Thadeusz, ein Dichter ist? Der König der Herzen konstatierte in seinem vielbeklatschten „Unehrlich – das Klagelied an den prekär beschäftigten Pressesprecher“:

Ich wollte was mit Menschen machen,

Plauschen, texten, ganz viel lachen,

auf Gutes Lichter richten,

Schlechtes wörtlich schlichten.

Ich wollte niemals mit der Wahrheit brechen,

sondern lieb und lauter pressesprechen.

 

Ich hab das Schlimme nicht verschuldet,

sondern schmerzvoll nur erduldet.

Als gelbe Engel ganz tief plumpsten,

oder die beim ZDF behumsten,

ich hab keinen Bock auf krumme Sachen,

ich wollte einfach Meldung machen.

 

Sag ich, ist „schlimm“, ist´s noch viel schlimmer,

ich krieg als letzter einen Schimmer,

weil mir ein Strolch von Chef verhehlt,

was zur Wahrheit nun noch fehlt.

Meine Moral ist regelrecht porös,

ich war nur früher seriös,

 

Ich mach jetzt mal ganz anders,

und sag zur krummen Tour: „Ich kann das“.

Natürlich geht’s kaum tiefer,

aber ich spräche sogar für FIFA.

Wenn nur die Knatter stimmt, wirds klar gemacht,

noch heute in dieser feinen Sprechernacht.

 

 

 

Still wurde es im Publikum bei Galaredner John Kornblum: Der ehemalige US-Botschafter in Deutschland analysierte im bis auf den letzten Quadratmeter vollen Saal die aktuellen Spannungsverhältnisse im internationalen Gefüge: Laut Kornblum seien alle amerikanischen Regierungen daran gescheitert, nach dem Kalten Krieg eine Kommunikationsstrategie mit den Deutschen wieder herzustellen. „Faktisch ist die Partnerschaft zwischen Amerikanern und Deutschen in Ordnung. Doch jeder Deutsche hat ein anderes Amerikabild. Eine neue Ära ist angebrochen, dafür brauchen wir ein neues Vokabular. Das ist die Aufgabe des Pressesprechers.“

Ebenfalls stimmgewaltig: Popstar Ivy Quainoo bezauberte mit ihren Songs selbst hartgesottene PR-Profis. Ein Heimspiel für die „The Voice of Germany“-Gewinnerin: Sie wuchs in Neukölln auf. Gemeinsam mit der Band des Stage Theaters war sie der perfekte Einstieg in eine lange Partynacht, in der am Ende mehr getanzt als gesprochen wurde…

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