Niedersachsen: definitiv anders, als wir denken!

Ganz Deutschland lästert über ein Bundesland. Das könnte einem fast leidtun, wäre das Image-Video des Landes Niedersachsen nicht tatsächlich so unendlich schräg. “Die Idee, keine typischen Landschaften aus Niedersachsen zu zeigen, sondern mutig mit den Klischees zu arbeiten, hat uns überzeugt”, erklärt das TourismusMarketing Niedersachsen die Wahl des filmischen Kuriosums. Eine Fachjury auf der Internationalen Tourismusbörse Berlin zeichnete das Video im März sogar mit dem renommierten Preis “Das Goldene Stadttor” aus.

Wir haben uns den Film noch einmal unter professionellen Gesichtspunkten angeschaut und dabei Lars Peter Luegs zehn Tipps für erfolgversprechende Imagefilme zu Rate gezogen. Diese richten sich zwar eigentlich an Start-ups, aber was für diese richtig ist, kann ja für ein gestandenes Bundesland auch nicht ganz falsch sein …

1. Der Einstieg muss stimmen!
“Ihr Film konkurriert mit all den anderen bunten Multimedia-Elementen da draußen. Der Einstieg sollte daher einen interessanten Fakt, eine spannende Frage oder etwas Fesselndes bieten um die Leute zum „Dranbleiben“ zu animieren.”

Eine Pferdekutsche am breiten Sandstrand, das Geschrei von Möwen und ein quengelndes Kind mit Hornbrille, das von seinen Eltern wissen möchte: “Wann sind wir endlich da? ich muss mal”. Eine spannende Frage und eine fesselnde Kulisse hat der Film schon mal zu bieten. Häkchen.

2. Seien Sie authentisch!
“Zeigen Sie keine künstlichen Welten, sondern präsentieren Sie Ihr Unternehmen so wie es wirklich ist.”

Nun ja, mit den künstlichen Welten ist das in “Anders als du denkst!” so eine Sache … Tanzende Hexen in Laientheaterkostümen? Singende Fische? Und dann wären da noch diese sonderbaren Heidschnucken … Alles klar, ein Punkt Abzug.

3. Seien Sie professionell!
“Ein guter Imagefilm zeichnet sich durch professionelle Aufmachung aus.”

Hier kann man nicht meckern, Bilder und Schnitte sitzen perfekt.

4. Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche!
“Kommen Sie zum Punkt, zeigen Sie interessante Menschen und Fakten in nicht mehr als 3 Minuten.”

Der niedersächsische Blockbuster kommt exakt auf drei Minuten. Und interessante Menschen und auch andere faszinierende (und erstaunlich menschenähnliche) Wesen gibt es definitiv in Hülle und Fülle!

5. Erzählen Sie eine Geschichte!
“Aus Kino und Fernsehen sind wir es gewohnt, durch Filme unterhalten zu werden. Nutzen Sie diesen Umstand. Bieten Sie eine Geschichte mit Dramaturgie und rotem Faden.”

Oh ja, gegen diesen Film wirkt selbst “Der Zauberer von Oz” wie eine trockene Doku. Die Geschichte: Eine vierköpfige Familie verbringt ihren Urlaub in Niedersachsen und ist zuerst wenig angetan von Bauernhöfen, Stränden und Städten – doch dann wird sie nicht zuletzt dank musikalischer Einführung (roter Faden!) von der reichlich absurden Schönheit des Landes überzeugt.

6. Bieten Sie Emotionen!
“Bieten Sie echte Emotionen! Zeigen Sie, dass Sie Humor haben.”

Emotionen? “Endlos Himmel, lange Zeit, raues Wesen, Einsamkeit. Unsere Hoffnung, unser Sehnen, lasst uns nicht um Liebe flehen.“ Häkchen. Humor? Häkchen, Häkchen.

7. Bringen Sie Abwechslung in den Film!
“Bieten Sie eine gute Mischung aus interessanten Fakten, lebendiger Sprache und schnellen Schnitten.”

Interessanter Fakt Nr. 1: In Niedersachsen hat man nirgends Mobilfunkempfang.

Interessanter Fakt Nr. 2: In Niedersachsen gibt es auch Städte (ungeprüft).

8. Service schlägt Eigenwerbung!
“Bieten Sie Mehrwert und Service!”

Ach, wer will denn schon langweilige Fakten, der Service des Films besteht in der 100-prozentigen-Ohrwurmgarantie!

9. Serien sind erwünscht!
“Ein Imagefilm muss kein einmaliges Produkt sein. Bieten Sie eine Reihe von Videos mit Servicecharakter an.”

Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt! Wir freuen uns zumindest schon auf „Neue Abenteuer mit den schunkelnden Schafen“ oder ein Brocken-Hexen-Spezial mit lustigen Schminktipps.

10. Teilen Sie Ihren Film!
“Ist der Film erst mal fertig, soll ihn die Welt natürlich auch sehen. Dazu bieten Social Networks heute eine gute Möglichkeit. Auch auf der eigenen Website sollte er einen Platz finden. Außerdem kann man seinen Imagefilm bei allen großen Videoportalen wie YouTube, MyVideo, Clipfish, Vimeo etc. hochladen.

Dieser Tipp war das Ass im Ärmel des Niedersachsenfilms: 113.624 Menschen haben sich den Clip bereits auf Youtube angeschaut, auch auf Facebook und Twitter gibt es gewaltiges Feedback. Dass dieses nicht allzu positiv ausfällt („Ich habe das #meinniedersachsen Video geschaut. Wo kann ich jetzt mein Geburtsbundesland ändern lassen?“), ist natürlich eine andere Geschichte. Doch gewachsen ist die deutschlandweite Aufmerksamkeit für die kuriose Schönheit der niedersächsischen Landschaft ganz bestimmt.